Knapp zwei Wochen vor dem Start der 60. Internationalen Filmfestspiele Berlin am 11. Februar ist das Programm komplett. Traditionell gibt die „Berlinale“ zu Beginn des neuen Jahres einen ersten Ausblick auf das Kinoangebot der Saison. Mit gewohnter Eleganz verspricht „Berlinale“-Chef Dieter Kosslick auch im Juliäumsjahr Glamour und Kunst als gut verdauliche Mischung.Neben großen Namen aus Übersee wie Martin Scorsese mit Leonardo DiCaprio „Shutter Island“ gibt es europäisches und asiatisches Arthouse.
Dazwischen „The Ghostwriter“ von Roman Polanski. Eröffnet werden die Filmfestspiele mit der Chinesischen Produktion „Tuan Yuan“, dem neuen Film des Regisseurs Wang Quan’an, der 2007 für „Tuyas Hochzeit“ den Goldenen Bären gewann) und zum Schluss gibt es „Otouto“ von Yoji Yamada. Das hat Ambition. Die Bundesrepublik ist im Wettbewerb um die Goldenen und Silbernen Bären mit Oscar Roehlers mit Spannung erwarteter Ferdinand Marian-Biographie „Jud Süss – Film ohne Gewissen“ vertreten.
Außerdem präsentiert Benjamin Heisenberg nach seinem international hoch gelobten „Schläfer“ sein neues Werk „Der Räuber“. Direkt von der Filmakademie Baden-Württemberg auf den Roten Teppich der Berlinale hat es Burhan Qurbanis mit seinem Debut „Shahda“ geschafft. Über die Internationale Jury wacht übrigens das nach Übersee ausgewanderte jungdeutsche Urgestein Werner Herzog. Neues von Doris Dörrie („Die Friseuse“) als „Berlinale Spezial“. Die Sektionen „Panorama“, Internationales Forum“, „Generation“, „Perspektive deutscher Film“ versprechen wie immer Entdeckungen. Ein filmgeschichtliches Highlight der diesjährigen Berliner Filmfestspiele wird die Quasi-Welturaufführung von Fritz Langs „Metropolis“ sein. Eine bislang verschollen geglaubte Fassung des Klassikers wurde in einem südamerikanischen Archiv entdeckt und ist aufwändig restauriert worden. Eine begleitende Ausstellung im Berliner Filmmuseum „The complete Metropolis“ hat kürzlich Kulturstaatsminister Bernd Neumann eröffnet und bei dieser Gelegenheit die Qualität des deutschen Films ganz allgemein gelobt. Er sagte: „Mit seiner außergewöhnlichen Kraft steht „Metropolis“ stellvertretend für die lange Tradition der deutschen Filmgeschichte und den hohen Qualitätsanspruch unserer Filmkunst. Die Rekonstruktion der Urfassung ist ein Meilenstein für die Sicherung und Bewahrung des deutschen Filmerbes…“
Die Ausstellung wird noch bis zum 25. April 2010 gezeigt. Einzelheiten dazu unter www.deutsche-kinemathek.de oder www.metropolis2710.de Das Begleitbuch erscheint im Belleville Verlag. „Metropolis“ komplett ist ein besonders edles Geschenk zum 60. Geburtstag der Berliner Filmfestspiele. Die Retrospektive ist ebenfalls diesem Thema gewidmet. Gleichzeitig erscheint in der Reihe „Süddeutsche Zeitung Cinemathek“ eine 22 Titel umfassende DVD-Edition mit Filmen, die irgendwann einmal auf der Berlinale gelaufen sind bzw. einen Preis gewonnen haben.
Wer dabei auf Entdeckungen versteckter Preziosen gehofft hat, wird freilich enttäuscht. Sämtliche Filme – von „Geständnisse“ bis zu den „12 Geschworenen“ – gibt es seit langem auf DVD, sie wurden hier lediglich in einer hübschen Box zusammen getragen. De kostet gesamt komplett 176€, einzeln je 9.90€, was nicht besonders billig ist. Infos unter www.sz-shop.de. Doch nicht nur die Berlinale selbst feiert 2010 Jubiläum, sondern auch ihr Anhängsel „Internationales Forum“, das vor 40 Jahren als „Internationales Forum des Jungen Films“ gegründet wurde, und das sich um die Entdeckung von Aki Kaurismäki, Lars von Trier und Jim Jarmusch verdient gemacht hat. Zu den „Forums“-Gründern gehörten Erika und Ulrich Gregor, die das Programm über 35 Jahre entscheidend geprägt haben, bevor sie sich altershalber aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen haben und die „Forums“-Leitung an Christoph Terhechte übertragen haben. Auch beim „Forum“ wird man diese Jahr Bilanz ziehen. Also wieder spannende Kinotage im februar-nasskalten Berlin!
Dazu ein Gespräch mit dem künstlerischen Leiter der Berlinale Dieter Kosslick aus der SWR2-Sendereihe „Zeitgenossen“ – Erstsendung – Februar 2009:
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Erika und Ulrich Gregor erinnern sich an ein Leben mit dem Film und der Berlinale:
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