Alan Bennett kann sich als erfolgreicher Autor ein komfortables Anwesen in Camden Town leisten, einem angesagten Londoner Stadtteil! Hier verbindet sich Weltstadtflair mit diskreter Idylle. Vor allem darauf kommt es Bennett an. Er ahnt nicht, was für Folgen es hat, als er einer ziemlich verwahrlosten älteren Frau hilft, ihren ziemlich verwahrlosten, zum Wohnmobil umgebauten Transporter anzuschieben. Auf der Basis von Alan Bennetts autobiographischen Kurzgeschichte bzw. Theaterstück „The Lady in the Van“ hat Nicholas Hytner („The Madness of King Georges“) einen berührenden Film über die Sturheit des Alters, Einsamkeit, Schuld und Verantwortung gedreht. Bennett hat das Drehbuch selbst geschrieben. In der Hauptrolle – einmal mehr grandios: Maggie Smith!
Miss Shephard ist nicht nur enorm ungepflegt, sondern befleißigt sich rüdester Umgangsformen! Also jemand, den man nicht unbedingt in seiner Nähe haben möchte. Ungefragt parkt sie ihren Van in Bennetts Garageneinfahrt. Linksliberal lässt das der Dichter zu. Auch die Nachbarschaft toleriert die rabiate Alte, die alsbald Vorgarten und Gehweg zumüllt. Als sich bei einer Geburtstagsfeier im Garten nebenan ein Kinderorchester an einem klassischen Stück abmüht, beendet Miss Shephard ziemlich rüde die Darbietung. Das ist typisch für sie. Trotz allem werden es 15 Jahre – bis zu seinem Tod – die der seltsame Gast im Vorgarten von Alan Bennett bleibt, der in diesem Film von Alex Jennings verkörpert wird, ebenfalls einem der ganz großen englischen Schauspieler der Gegenwart.
So stimmig wie in der Darstellung ist der ganze Film ausgefallen. Einmal mehr versteht es Hytner eine menschliche Tragödie, ein tragisches Schicksal mit einer erstaunlichen Leichtigkeit darzustellen; vom stotternde King George zu einer angesehenen Pianistin, die ein Unfall den Boden unter den Füßen verlieren lässt – perfekt gelingt auch hier die Verbindung von Schrecklichem mit skurrilen Zwischentönen, ohne das ein schwieriger Charakter der Lächerlichkeit preisgegeben würde. Das zeichnet auch Alan Bennett und seine Stücke aus! Dabei lässt der Film „The Lady in the Van“ die literarische Vorlage elegant hinter sich. Den Zuschauer erwartet großes, fesselndes Kino! Das man allerdings nur in der englischen Originalfassung so richtig genießen kann – wobei in der deutschen Fassung Maggie Smith diesmal von Ursula Werner synchronisiert wurde. Das ist natürlich ein Pluspunkt!
The Lady in the Van, Großbritannien 2015 – Regie: Nicholas Hytner, mit Maggie Smith, Alex Jennings, Jim Broadbent; Kinostart: 14. April 2016
LITERATURTIP: „Alan Bennett: Die Lady im Lieferwagen“ Wagenbach Verlag, 3. Auflage 2010
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