Nein! Das ist kein Schreibfehler! Gemeint ist auch nicht das garstige Album von Marilyn Manson: Seit heute Mittag high noon gibt es in Berlin – Vis-á-vis von Holocaust-Mahnmal und Brandenburger Tor HOLYWOOD. Die Buchstaben sind elegant hellbeige, insgesamt 50 Meter lang und einzeln zehn Meter hoch, das fehlende zweite „L“ gewollt: gemeint ist nämlich nicht das HOLLYWOOD drüben in Kalifornien, sondern der Berliner Tiergarten: „Holy“ meint nicht Holly (Stechpalme), sondern Holy wie Heilig.
Den Bäumen in Berlin – nicht nur im Tiergarten – geht es nämlich ziemlich schlecht. Sie gehen nach und nach ein. Bei vielen hilft auch kein Umpflanzen mehr, sondern nur noch die Motorsäge! Dumm für die Deutsche Bahn, das die Bäume in Stuttgarts Unterem Schlossgarten nicht so marode sind wie in Berlin Mitte.
Also: weil der Hauptstädtische Baumbestand dringender Aufforstung bedarf, hat sich der Berliner Aktionskünstler Ralf Schmerberg zusammen mit Berlinale-Chef Dieter Kosslick darauf verständigt, mit dem unübersehbaren Schriftzug HOLY WOOD – zu deutsch: Heiliger Wald – die Filmfestspiele gewissermaßen ökologisch zu unterfüttern und dazu beizutragen, das alsbald 10 000 neue Bäume geplanzt werden: unterstützt wird das Ganze von einem Ökostromanbieter, der als sogenannter „Co-Partner“zu den Berlinale-Sponsoren gehört.
Halt, natürlich darf die Performance nicht als apart anzusehender Selbstzweck verstanden werden. Dazu heißt es in einer Presse-Mitteilung: „Zum Start der 61. Internationalen Filmfestspiele Berlin wollen der Ökostromanbieter und die Berlinale ein gemeinsames Zeichen für den Klimaschutz setzen!“
Die Veranstalter hoffen, dass sich dadurch solvente Filmschaffende, die ab morgen in der Stadt erwartet werden, aufraffen können, als Paten für Neuanpflanzungen die Scheckkarten zu zücken: Mindestens 1000 Euro pro Bäumchen müsse schon heraus springen. Immerhin sei der Unterhalt eines solchen Schößlings bis zur Schatten spendenden Größe nicht billig, hieß es dazu aus berufenem Munde… Also keine Bäumchen aus dem Baumarkt – die gäbe es nämlich schon für 5 Euro!
Seien wir ehrlich: ein bisschen Glamour muß bei einem Filmfestival schon sein. Zu Schampus passt nicht Obi!
Übrigens: der morgige Eröffnungsfilm der Berlinale 2011 TRUE GRIT spielt die meiste Zeit im Wald. Die diesjährige Jury-Präsidentin Isabelle Rossellini hat sich in letzter Zeit mit putzigen Öko-Kurzfilmen beschäftigt, die sie „Green Pornos“ nennnt. Da passt doch mal wieder alles zusammen. Wir dürfen gespannt sein!
P.S. Das Buch zur Aktion heißt: „HOLY WOOD – Ein Plädoyer für den Wald“.