Ganz so glücklich wie Wenders macht Werner Herzog nicht. Als erstem Filmemacher war es ihm erlaubt in der Höhle von Chauvet im Ardéche zu filmen. 1994 sind hier Malereien entdeckt worden, die vor 32 000 Jahren entstanden sind. Also die wohl frühesten künstlerischen Arbeiten der Menschheit.
Da sind wir in jeder Beziehung an den Wurzeln unserer Kultur und Werner Herzog in seinem Element. Natürlich ist das alles sehr interessant und der filmischen Rede wert. Wenn man die ziemlich spezielle Dramaturgie des Regisseurs schätzt, die er sie seit 50 Jahren unverändert anwendet, wird man „Cave of forgotten dreams“ durchaus goutieren. Wer sich aber von einem heutigen Dokumentarfilm aber mehr als konventionellstes Handwerk erwartet, der wird enttäuscht sein und sich in Grausen abwenden.
Ganz davon abgesehen, dass es Herzog immer noch nicht lassen kann, den Kommentar seiner Filme selbst zu sprechen – mit dem gewohnt pädagogisch-raunenden Duktus und einem gewöhnungsbedürftigen deutschen Akzent. Gedreht wurde nämlich in Englisch für eine Produktion in Amerika, wo Herzog seit Jahren seine Zelte aufgeschlagen hat.
So geht der Film bestenfalls in einem TV-Spartenkanal zu später Stunde durch. In Ludwigsburg würde ein Student mit Derartigem der Akademie verwiesen. Dabei wollte Herzog natürlich (wieder einmal!) mehr und präsentiert sein Werk auch noch in 3D, das heißt: Semi-3D! Auf Grund der schwierigen Verhältnisse in der Höhle mit ihren fragilen klimatischen Verhältnissen, war das Filmen nur mit einer kleinen DV-Kamera möglich.
Die bescheidene technische Ausbeute (Drehzeit in der Höhle: eine Stunde) musste anschließend digital aufbereitet werden. Flaue Farben, unscharfe Bilder auf 3D! Das stellt den Besucher auf eine harte Probe der sinnlichen Wahrnehmung. Er fragt sich, was Herzog zu diesem Irrwitz veranlasst hat. Vermutlich seine Monomanie, die ihn schon vor Jahrzehnten ein Schiff durch die Anden schleppen ließ.
Neue Horizonte werden uns mit diesem Film jedenfalls nicht erschlossen – selbst wenn Werner Herzog zum Schluss Richard Wagner und den Weltengeist beschwört. Das erinnert an Schulfunk und verursacht entsprechende Schläfrigkeit…