Die 68. Berliner Filmfestspiele (15. – 25. 2. 2018) kündigen sich an
Während Dieter Kosslicks angekündigter Abgang im nächsten Jahr für mancherlei Hufescharren im Lande sorgt, hat der Betroffene in aller Ruhe die diesjährige Festivalausgabe auf den Weg gebracht, Sogar vom (film-)politisch weniger bedeutsamen Filmkritiker-Verband waren ernste Worte betreffs der künftigen Berlinale-Leitung zu hören. Vielleicht doch eine Trennung zwischen Geschäft und Kunst – so wie in Cannes und Locarno. Bei letzterem Festival hat Präsident Solari – fest im Sattel – diverse „Künstlerische Direktoren“ kommen und – vor allem – gehen sehen. Beim Cannes Präsidialen Jacob sind es zwar nicht ganz so viele, aber zu einem lebendigeren Festival hat das nicht unbedingt geführt. Und das ist es, was die mäkelnden Kritiker Dieter Kosslick vorwerfen: Er klebe an seinem Stuhl und scheue auf seine alten Tage die Innovation. Jetzt sind die ersten Titel der „Berlinale 2018“ veröffentlicht worden.
Auf den ersten Blick eine nicht uninteressante Mischung in der „Premium“-Klasse, dem „Wettbewerb“ um die Bären. Da finden sich bewährte Namen wie Christian Petzold („Transit“), Emily Atef („3 Tage in Quiberon“) oder Cédric Kahn („La Priére“). Neben unbekannteren Größen hinter der Kamera, verspricht manches Ensemble jedoch Glanz auf dem kurzen roten Teppich in Berlin. Ein nicht zu unterschätzendes Kriterium bei der Programmauswahl. Das Volk will schließlich was sehen! Zum Beispiel sind die Brüder David und Nathan Zellner aus Amerika nicht unbedingt als sensible Filmkünstler im Gedächtnis, sie haben bei „Damsel“ aber neben der ansehnlichen Mia Wasikowska, den allerdings nicht mehr ganz so taufrischen Robert Pattinson dabei. Ja, und dann gibt es da noch Neues aus dem Iran, Paraguay, Irland und Rumänien! Programmtip: diese Filme laufen erfahrungsgemäß am frühen Nachmittag bzw. in der Frühe um 9 und dafür gibt es meistens – selbst für spät Entschlossene, denen es nicht auf den Glamourfaktor ankommt – noch ein Billett!
Leider mochte Kosslick auch in diesem Jahr nicht auf die Unsitte – genannt „Berlinale Spezial Gala“ und „Berlinale Spezial“ – verzichten. Dabei handelt sich um Filme, die aus purer Verlegenheit ins Programm bugsiert werden: Das erinnert an „Döner Spezial“ – da gibt es bei Ali in Mössingen Ziegenkäse dazu. Das ist dann wohl beim diesjährigen „Berlinale Spezial Gala-Film“ „Monster Hunt 2“ Remidemi aus dem Land der Mitte: Tony Leung schlägt zu…
Dem greisen Fernando Solanas mochte die Berliner Auswahlkommission wohl keinen Korb geben und deshalb wird sein neuer Dokumentarfilm „Viaje a los Pueblos Fumigados“ als „Berlinale Spezial“ präsentiert. Auch nur „Außer Konkurrenz“ läuft Markus Imhoofs „Eldorado“. Ihn verbindet mit seinem Kollegen, dass er auch nicht mehr zu den Jüngsten in seiner Zunft gehört. Vielleicht ist ja das Alter ein Kriterium für „Spezial“ und da wären wir wieder bei Dieter Kosslick, und sind gespannt auf seinen Abgang: „Spezial“, „Gala Spezial“ oder nur „Außer Konkurrenz“!?