Deutschland 2012
Regie: Christian Lerch
Mit Florian Brückner, Maximilian Brückner, Matthias Kellner, Jürgen Tonkel, Nina Proll, Jess Jochimsen
Kinostart: 22. März 2012
Mit „Wer früher stirbt ist länger tot“ begann 2006 eine neue Ära des speziell bayerischen Heimatfilms. Sympathisch schräge Komödien über die komplizierten Seiten des Lebens in ländlich-bajuwarischer Umgebung. Trendsetter in diesem Genre ist Marcus H. Rosenmüller, der sich inzwischen zu einem der produktivsten deutschen Filmemacher entwickelt hat. Sein ständiger Co-Autor Christian Lerch hat sich jetzt auch an die Regie gewagt: „Was weg is, is weg“ ist der Titel seines Debuts, das diese Woche in den deutschen Kinos startet.
Schwierige Familienverhältnisse zwischen grünen Matten, glücklichen Kühen und sanften Hügeln im bayerischen Voralpenland: Die Auf-und Umbrüche der 1968er haben die ländliche Idylle erreicht. Dem Nachwuchs ist die Lust an der Landwirtschaft vergangenen. Hansi (Maximilian Brückner) macht in Versicherungen und kann sich inzwischen sogar einen schicken roten BMW leisten; sein übergewichtige Bruder Paul (Matthias Keller) ist nicht ganz von dieser Welt und den Dritten im Bunde, Lukas (Florian Brückner), lockt die weite Welt…
Während Lukas im Begriff ist, mit Greenpeace Wale in fernen Gewässern zu retten, fühlt sich Hansi daheim beim örtlichen Metzger (Jürgen Tonkel) ganz in seinem Element: dem Unternehmen mit angeschlossener Gastwirtschaft geht es auf Grund der allgemeinen Landflucht schlecht. Der gewiefte Versicherungsvertreter ist um eine Lösung des Problems nicht verlegen: Ein Berufsunfall wäre da zum Beispiel denkbar, um mit der Versicherungsumme den finanziellen Engpass zu überbrücken. Schließlich gehört der Umgang mit scharfem Gerät zum Alltag eines Metzgers. Da kann schon einmal ein Missgeschick passieren.
Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände gerät der Arm des Metzgers tatsächlich in die Knochensäge: Obwohl der saubere Schnitt keinen Grund zur Klage gibt, ist das Ergebnis keinem der Beteiligten recht: Was ab is, is ab oder?
Erschwerend kommt hinzu, dass sich der Hund den Arm schnappt und Paul – er hilft gelegentlich in der Metzgerei aus – in Panik gerät. Aber die Welt in Niederbayern ist klein und so geht der abgetrennte Unterarm nicht verloren. Also: Was weg is, muss im Zeitalter von Tiefkühltruhen nicht immer weg bleiben!
Wie Christian Lerch das makabre Spiel mit dem verlorenen Arm in immer neue Varianten treibt ist enorm lustig und zeigt, dass er seinem Lehrmeister Rosenmüller mehr als nur über die Schulter geschaut hat. Zumal er bei „Was weg is, is weg“ mit Florian und Maximilian Brückner, Jürgen Tonkel und Nina Proll das ständige Rosenmüller-Ensemble vor der Kamera versammelte.
Zu seinem Drehbuch ließ sich Lerch von „Bellboy“ dem ziemlich komischen Roman des Firstclass-Kabarettisten Jess Jochimsen anregen, der im Film auch eine kleine Rolle spielt. Wer Spaß an schwarzem bayerischen Humor hat und im Kino gerne Tränen lacht, sollte sich „Was weg is, is weg“ auf keinen Fall entgehen lassen!
P. S. Jess Jochimsens „Bellboy oder: Ich schulde Paul einen Sommer“ ist bei DTV erschienen.