Deutschland 2011
Regie: Jan Schomburg
Mit Sandra Hüller, Felix Knopp, Georg Friedrich
Kinostart: 15. September 2011
Die Zeitschrift „Theater heute“ hat Sandra Hüller 2010 zur „Schauspielerin des Jahres“ gewählt. Dem Kinopublikum ist sie zum ersten Mal durch ihre Verkörperung einer verstörten jungen Frau in „Requiem“ von Hans-Christian Schmid bekannt geworden. Parallel zu ihrer Filmkarriere ist Sandra Hüller nach wie vor eine der gefragtesten deutschen Theaterschauspielerinnen, die sowohl bei den Münchner Kammerspielen, als auch bei der Volksbühne Berlin auf dem Spielplan steht. Für ihre Rolle in dem neuen Film „Über uns das All“ von Jan Schomberg ist sie kürzlich mit dem Schauspielerpreis des „Ludwigshafener Festival des deutschen Films“ ausgezeichnet worden.
Martha (Sandra Hüller) und Paul (Felix Knopp) scheinen das Musterbeispiel eines modernen Ehepaars zu sein. Sie leben in harmonischer Partnerschaft, finanziell abgesichert in einem schön Ambiente. Sie ist eine erfolgreiche, allseits beliebte Pädagogin, er macht gerade als Wissenschaftler Karriere.
Auf Grund seiner Meriten, wird Paul ein Job in Marseille angeboten. Auch Martha bieten sich in der Stadt berufliche Perspektiven. Also steht einem Umzug nach Südfrankreich nichts mehr in Wege. Während Martha letzte Vorbereitung trifft, fährt Paul voraus, um an seinem neuen Arbeitsplatz noch offene Fragen zu klären. Am nächsten Tag klingeln bei Martha zwei Polizistinnen: Paul hat auf einem Parkplatz in Marseille Selbstmord begangen.
Martha glaubt das Ungeheuerliche erst, als ihr von der Polizei Fotos des toten Paul präsentiert werden. Wie sie angesichts dieses Schicksalsschlages erstarrt, wird von Sandra Hüller sensationell dargestellt: Das ist Schauspielkunst in höchster Vollendung.
In einer Mischung aus großem Erstaunen und zunehmender Irritation muss Martha nach und nach feststellen, dass sie von Paul systematischen belogen wurde. Er hat über Jahre seine Existenz als erfolgreicher Wissenschaftler nur vorgetäuscht, sein Studium seit langemm abgebrochen. Der Professor, bei dem er angeblich so erfolgreich promovierte, kennt ihn nicht einmal den Namen nach.
Neben der Kunst der Schauspieler und einem ausgefeilten Drehbuch überzeugt bei „Über uns das All“ die Souveränität, mit der Regisseur Jan Schomburg ein komplexes Thema wie der Verlust von Vertrauen filmisch umgesetzte.
Ohne das es zum dramaturgischen Bruch kommt oder vordergründig forciert wirkt, gibt Jan Schomburg in der Mitte von „Über uns das All“ seinen Film eine überraschende Wende Martha lernt den Österreichischen Geschichtsprofessor Alexander kennen.
Er wird von Georg Friedrich gespielt. Ganz im Gegensatz zu seinem bisherigen Image als undurchsichtiger Vertreter der Wiener Halbwelt oder korrumpierbare Proletarier (zuletzt in „Mein bester Feind“) verkörpert er diesmal Marthas verhaltenen Tröster in ihrer seelischen Not.
Dabei bleibt die Entscheidung dem Zuschauer überlassen, ob es Alexander wirklich gibt oder ob es sich dabei um eine Wunschprojektion Marthas handelt. Eindeutig ist Friedrichs eindrucksvolle schauspielerische Leistung. Alles zusammen macht „Über uns das All“ zu einem der seltenen Filme, die lange im Gedächtnis bleiben. Also unbedingt sehenswert!
Dazu Regisseur Jan Schomburg im Gespräch mit Herbert Spaich:[media id=226 width=320 height=20]