England 2010
Regie: Tom Hooper
Mit Colin Firth, Geoffrey Rush, Helena Bonham-Carter, Guy Pearce
Kinostart: 17. Februar 2011
„The King‘s speech“ ist der Überraschungserfolg des europäischen Kinos der letzten Monate schlechthin. Nicht nur mit Oscar-Nominierungen, sondern auch mit anderen Auszeichnungen bedacht, war die stille Beschreibung eines Königs, der ein persönliches Problem mit bürgerlicher Hilfe bewältig, auch beim englischen Publikum ein Hit. Die Chancen auf Oscar-Ehren stehen nicht schlecht. Der Film hatte im Rahmen einer Berlinale-Gala seine deutsche Premiere.
Selbst die harmlose Ansprache zur Empire-Ausstellung 1925 im Londoner Wembley Stadion endeten alle öffentlichen Auftritte von Albert, Duke of York (Colin Firth), dem Zweitgeborenen von King Albert mit einem Desater: Der Prinz stottert, sobald er unter Druck gerät. Deshalb meidet „Bertie“ – wie ihn die Familie nennt – die Öffentlichkeit.
Als sein Bruder Edward VIII.(Guy Pearce) wegen seiner Mesalliance mit der bürgerlichen Willis Simpson 1936 den Thron räumen muss, soll „Bertie“ als George VI. zum König gekrönt werden. Dann gehören öffentliche Auftritte zu seinen Dienstgeschäften. Alle Versuche seinem Stottern beizukommen sind bisher gescheitert. Da bekommt Gattin Elisabeth (Helena Bonham Carter), den Tipp, es doch einmal mit dem nicht besonders prominenten, aber erfolgreichen Logopäden Lionel Logue (Geoffrey Rush) zu versuchen. In cognito sondiert sie unter falschem Namen zunächst allein die Lage. Logue lebt in kleinbürgerlichen Verhältnissen und hat einen Hang zur Exzentrik und sehr genaue Vorstellungen von seinem Beruf.
Logue ist zwar ein unkonventioneller Mann, aber möglicherweise den König als Patienten zu haben, erschüttert dann doch seine britische Contenance. Gleichwohl rückt er von seinem therapeutischen Konzept einer Behandlung auf Augenhöhe nicht ab.
Zwischen ihm und seinem königlichen Patienten entwickelt sich eine freundschaftliche Beziehung. Sie ist historisch überliefert und bekam durch die Veröffentlichung von Logues Tagebücher einen weiteren Belegt.
Der bisher vor allem in England als routinierter Regisseur für Fernsehspiele geschätzte Tom Hooper ist mit „The King’s Speech“ ein internationaler Großerfolg gelungen, der nach zahlreichen Auszeich-nungen auch bei der Berliner Gala stürmisch gefeiert worden. In der filmischen Form eher konventionell, aber trotzdem wirkungsvoll, schildert Tooper einfühlsam das Leiden an einem Handicap wie dem Stottern und seine seelischen Ursachen. Aber auch die Überwindung durch eine sensible Therapie.
Die eigentliche Wirkung von „The King’s speech“ ist vor allem ein Verdienst der überwältigenden schauspielerischen Leistung von Colin Firth in der Titelrolle. Mit britischem Understatement kommentierte er gestern Morgen seine Arbeit an dieser komplizierten Rolle:
„Es geht hier um einen Menschen der leidet, wie es viele tun. Aber auch um den schwierigen Weg, etwas dagegen zu tun. Dafür muss man sich öffnen, von ausgetretenen Wegen Abschied nehmen. Wenn man sich das klar macht, ist es gar nicht so schwer eine solche Rolle zu spielen“.
„The king’s speech“ startet in den unseren Kinos vorwiegend mit deutschen Synchronfassungen. Hier geht viel von der Kunst des Colin Firth verloren. Also unbedingt dem Original den Vorzug geben.
Vielleicht sollte ein Film wie „The King’s speech“ zum Anlass genommen werden – obwohl die Synchronisateure ihr Bestes gegeben haben – einmal wieder darüber nach zu denken, ob wirklich jeder Film eingedeutscht werden muss…