Der 26. April 1986 war ein Samstag und versprach ein schöner, sonniger Tag zu werden. Obwohl die Rauchwolken und der Feuerschein eigentlich nicht zu übersehen sind, geht in der Stadt Tschernobyl das Leben seinen gewohnten Gang. Nur ein paar wenige Eingeweihte wissen, dass sich in der Nacht eine Katastrophe ereignet hat. Zum ersten Mal in der Geschichte der friedlichen Nutzung der Kernenergie ist ein Atomkraftwerk explodiert.
Nichts wie weg ist die erste Reaktion des jungen Kommunalpolitikers Valery. Als ihm der Zug vor der Nase davon fährt, legt sich seine Panik und er kehrt in die Stadt zurück, wo ein Kollege Hochzeit feiert. Man macht Musik, säuft, prügelt und verträgt sich – während draußen vor der Stadt der Atommeiler weiter vor sich hin kokelt.
„Unschuldiger Samstag“ hat Alexander Mindadze seinen neuen Film genannt. Wer einen exakten Dokumentarspielfilm aus russischer Sicht zum Hintergrund einer der größten Umweltkatastrophen der letzten Jahrzehnte erwartete, sieht sich enttäuscht. Vielmehr geht es dem Regisseur um die Beschreibung einer Gesellschaft in der Agonie. Tschernobyl als Symbol für die Götterdämmerung der Sowjetunion. Dabei arbeitet Mindaze mit den Mitteln eines Kammerspiels ziemlich erbarmungslos. Ein Film, der seine Zuschauer fordert und wenig Hoffnung auf bessere Zeiten macht.
Auch der Römer Cajus Marcius richtet selbstgefällig Unheil an – in „The Tragedy of Coriolanus“, einem weniger bekannten Stück William Shakespeares. Er soll es um 1608 geschrieben haben. Nach dem der Bestand bislang unverfilmter Werke des Meisters langsam aber sicher zur Neige geht, suchte sich der Schauspieler Ralph Fiennes für sein Regie-Debut den „Coriolanus“ aus. Er hat mit dem sperrigen Stück bereits auf der Bühne Erfahrungen gesammelt.
Nach dem es in letzter Zeit einen „Richard III.“, der im Faschismus und „Romeo & Julia“, der in Kreisen der Mafia spielt, hat sich auch Fiennes einem aktuellen Gewandt für seine Adaption nicht versagt. Er wählte den Bürgerkrieg auf dem Balkan. Es wird also in modischem Flecktarn auf der Leinwand heftig geschossen, gekämpft und naturalistisch geblutet – und dazu eben Shakespeare zitiert.
Nach dem der Schauspieler Ralph Fiennes als Schauspieler (zuletzt Lord Voldemort in „Harry Potter“) meistens etwas steif agiert, hat er das bei seiner Regie übernommen und sich mit der gleichzeitigen Verkörperung der Titelrolle wohl auch etwas übernommen. Martius Gegenspieler gibt ebenfalls wenig inspiriert Gerard Buttler. Er war in so unterschiedlichen Filmen wie „300“ (teilanimiert) und „Phantom der Oper“ (singend) zu sehen, ohne bleibende Eindrücke seiner Schauspielkunst zu hinterlassen.
So wird auch diese Shakespeare-Adaption vermutlich in der Asservaten-Kammer der Filmgeschichte landen. Als einer jener über-flüssigen Filme, die die Welt nicht braucht. Wichtig höchstens für ein Filmfestival wie die Berlinale, dem „Coriolanus“ ein paar Stars für den Roten Teppich beschert…