Fast wäre das „9. Festival des deutschen Films Ludwigshafen“ im wahrsten Sinne des Wortes „ins Wasser gefallen“. Wie immer sollten die Filmfestspiele auf einer Halbinsel am Rhein im Schatten alter Platanen stattfinden. Doch dann kam der Regen. Bevor die Ludwigshafener „Insel“ vom Rhein überschwemmt wurden, sind die bereits aufgestellten mobilen Kinozelte in einer konzertierten Aktion von Feuerwehr und THW wieder ab- und auf einem sichereren Standort an Land wieder aufgebaut worden. Der „Festival des deutschen Films“ konnte wie geplant am letzten Donnerstag eröffnet werden. Auf dem Programm stand die Welturaufführung der SWR-Koproduktion „Schwestern“ von Anne Wild. Neben kleinen deutschen Highlights wie „Fraktus“, die ihren Kinostart bereits hinter sich haben, sind diesmal auch Novitäten inm Programm prominent vertreten! Gestern hatte „Die Libelle und das Nashorn“ von Lola Randl Premiere. Dazu sind der 82jährige Mario Adorf und seine Filmpartnerin Fritzi Haberland angereist.
Nach bisheriger Einschätzung des diesjährigen Festivalprogramms scheint Anne Wilds „Schwestern“ ganz im Trend neudeutscher Besinnlichkeit zu liegen. Man stellt Grundsatzfragen im deutschen Film: Eine irritierende Programm-Änderung bei der feierlichen Einsegnung von Katharina zur Nonne. Dazu sind ihre Angehörigen – Mutter, Geschwister und der ehemalige Freund – in die oberschwäbische Provinz angereist. Jetzt stehen sie vor der Klosterkirche und warten.
Man macht es sich auf einer Wiese in der Nähe so bequem, wie es eben ein spontanes Picknick zu lässt. Die Lage ist angespannt: das Mutter Uschi bei ihrem Obstkuchen aus Versehen anstatt Zucker Salz genommen hat, ist symptomatisch für die verfahrene familiäre Situation.
Aber sind sie wirklich alle so schlimm, die Familie so unerträglich, dass Katharina die Flucht ins Kloster angetreten hat? Das macht vor allem Saskia zu schaffen, die immer meinte, ein besonderes Ver-trauensverhältnis zu ihrer älteren Schwester zu haben.
Wie bereits in ihrem Debut „Mein erstes Wunder“ von 2002 beschäftigt sich Regisseurin Anne Wild auch in ihrem neuen Film „Schwestern“ mit der Selbstbestimmung des Menschen – und die Auswirkung auf seine Nächsten. Freiheit oder Egoismus, das ist die Frage. Anne Wild:
Anne Wild umgibt ihre Katharina, die sich ein Schweigegelübte auferlegt hat, mit der Aura einer Heiligen, die sich aus dem irdischen Jammertal in den sakralen Raum des Klosters zurückzieht. Sie setzt damit ein Zeichen, das schließlich auch ihren Angehörigen hilft, zu sich selbst zu finden. Das schwierige Thema hat Anne Wild mit leichter Hand filmisch umgesetzt und ist dafür am Freitagabend nach der Premiere in Ludwigshafen zu Recht gefeiert worden.