Eine Eilmeldung zum Wochenende ließ aufhorchen:
„Berlin. In der Nacht vom 3. Februar wurde in die Produktionsräume des Filmemachers Cyril Tuschi, dessen regimekritischer Dokumentarfilm Khodorkovsky auf der diesjährigen Berlinale Weltpremiere feiern soll, eingebrochen und der Film gestohlen. Nur wenige Wochen zuvor wurde dem Regisseur eine Festplatte mit Teilen des Dokumentarfilms aus dem Hotelzimmer entwendet. Dieses Mal erbeuteten die Diebe 2 PCs sowie 2 Laptops, auf denen Arbeitsmaterialien und die Endfassung seines Films gespeichert waren. Andere Wertsachen wurden im Büro zurück gelassen, die Türen wurden aufgebrochen, die Räumlichkeiten verwüstet. Die Berliner Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen.“
Es fehlen also zwei PCs und zwei Laptops! Die Produktionsräume des Filmemachers Cyril Tuschi wurden verwüstet. Schlimm genug! Wer einmal einen Einbruch in die eigenen vier Wände erlebt hat, weiß, dass neben dem materiellen auch der seelische Schaden beträchtlich ist. Entsprechend entnervt äußerte sich Tuschi am Wochenende in Interviews. Dazu kommt, dass sich auf den PCs Arbeitsmaterialien und die Endfassung seines Dokumentarfilms „Khodorowsky“ befinden, an dem er fünf Jahre gearbeitet hat. Trotzdem wird die filmische Spurensuche über den schillernden russischen Oligarchen Michail Borissowitsch Khodorkowski im Rahmen der diesjährigen Berliner Filmfestspiele am 14. Februar uraufgeführt.
Cyril Tuschis Film enthält nicht nur das erste und einzigen Interview mit Michail Khodorkovsky nach seiner Verhaftung vor laufender Kamera, der Film stellt auch Fragen, die den führenden Politikern in Russland ziemlich unangenehm sein dürften. Zum Beispiel: Warum der erfolgreiche Geschäftsmann Khodorkowsky von Präsident Putin quasi über Nacht zum Staatsfeind Nummer eins erklärt wurde, was die Mafia damit zu tun hat, ebenso wie der amerikanische Ex-Präsident Bush, diverse dubiose Investorengruppen und der deutsche Ex-Außenminister Joschka Fischer.
Am konkreten Beispiel gibt Cyril Tuschi einen penibel recherchierten Einblick in dem Sumpf internationaler Finanzjongleure. Insofern könnte man natürlich auf die Idee kommen, hinter dem Einbruch könnten Berliner Handlanger der Gangster stecken. Wir haben doch bei Dominik Graf, dass die vor nichts zurück schrecken! Außerdem wäre das angesichts der Berlinale absolut kinolike, aber aber auch ziemlich unsinnig. Wobei das Eine das Andere bekanntlich nicht ausschließt…
Weitere Kopien des Films „Kodorkovsky“ lagern ebenso in den Tresoren der Berliner Filmfestspiele wie beim Koproduzenten Bayerischer Rundfunk. Außerdem sind davon ein paar Dutzend Presse-DVDs im Umlauf. Soviel Blödheit wird man nicht einmal der Russen-Mafia unterstellen dürfen, angesichts dessen beim Produzenten einzusteigen und eine digitale Kopie des Films zu klauen.
Als Warnung, die Finger von heiklen Themen zu lassen? Vielleicht! Am wahrscheinlichsten ist jedoch, dass der Bruch bei Tuschi auf das Konto von Kleinkriminellen geht, die es auf die teuren PCs abgesehen und vom brisanten Inhalt der Festplatte keine Ahnung hatten… Aber lassen wir uns überraschen: die „61. Berliner Filmfestspiele 2011“ fangen am kommenden Donnerstag an.
Filmfan
Wie gemein. Hoffe es klärt sich wer das war.