Herz, was willst Du mehr – als Festivalchef, wenn die sonst nicht zum Überschwang neigende „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ deine Filmfestspiele zur schönsten Veranstaltung dieser Art im ganzen Land adelt? Nach eigenem Bekunden fiel Michael Kötz bei der morgentlichen FAZ-Lektüre am Samstag, den 11. April 2011 beinahe das Frühstücksbrötchen vor Freude aus der Hand! Da schilderten unter der Überschrift „Momente voller Glück“ FAZ-Redakteure ihre liebsten Festivalerlebnisse: Das Ludwigshafener „Festival des deutschen Films“ war dabei. Zu recht! Es ist etwas ganz Besonderes; heute Abend wurde die 8. Ausgabe mit „Blaubeerblau“ von Rainer Kaufmann eröffnet. Bis zum 24. Juni wird das Beste aus dem Jahrgang 2011/12 des deutschen Films auf der Parkinsel präsentiert.
Eigentlich eine „unmögliche Angelegenheit“ in einem Park zur Sommerszeit Filme vorzuführen, die in den Kinos mehr oder weniger sang-und klanglos unter gegangen sind (z. B. „Die Unsichtbare“) bzw. nicht die besten Prognosen (z. B. „Was bleibt“) beim zögerlichen Kinostart haben. Darauf hat die Ludwigshafener Oberbürger-meisterin Dr. Eva Lohse in ihrer Begrüßungsansprache vor 1200 (!) Besuchern der Eröffnungs-Gala hingewiesen.
Natürlich nicht ohne Stolz auf den enormen Erfolg des Festivals hinzuweisen – an einem sommerlichen Bilderbuchabend – in den letzten Jahren hat es meistens ge-regnet. Macht nichts in Ludwigshafen: dank imponierender Großzeltbauten (Sponsor: BASF) mit feinster Kinotechnik ist man Wetter unabhängig. Letztes Jahr waren es 40 000 Besucher. Tendenz in diesem Jahr: steigend!
Keine leichte Kost zum Auftakt des „8. Festival des deutschen Films“: ein Film über das Sterben, „Blaubeerblau“ – eine Fernsehproduktion von Rainer Kaufmann, die von der ARD (wie könnte es anders sein) im November gesendet werden soll. Dabei wäre ein solcher Film im Sommer viel angebrachter… Eines von vielen Mißverständnissen…
In dunklen Bildern erzählt Kaufmann eine Geschichte, in der es erst am Schluß wirklich hell wird. Dann wenn Hannes (Stipe Erceg) seinen Krebstod gestorben ist und Fritjof (Devid Striesow) gelernt hat, das er keine Angst mehr haben muss. Ein erstaunlicher Film über das Sterben, der in einem Sterbehospiz spielt.
Dabei erlauben sich der Regisseur und seine Autorin Beate Langmaack sogar bisweilen humoristische Einsprengsel. Ohne das Ganze damit zu desavouieren. Das erfordert Mut – auch von den Schauspielern. Bei Erceg und Striesow sind die komplexen Rollen in besten Händen!
Wer sich in den nächsten zehn Tagen zur Parkinsel in Ludwigshafen aufmacht, wird wieder mit einem wunderschönen Programm belohnt: das reicht von Handloegtens bereits auf DVD erschienen „Fenster zum Sommer“ mit Hoss, Eidinger, Waschke, über die bereits erwähnte „Unsichtbare“ und „Was bleibt“ (bei der Berlinale zu Unrecht übersehen!) bis zur beängstigenden Dokumentation über künftige Arbeitswelten „Work Hard – Play Hard“, die einem die Angst vor der Rente nimmt. Wer über deutsche Filme immer noch mäkelt, wird hier eines Besseren belehrt.
Dazwischen gibt es noch dies und das zu entdecken – sogar im Kinderprogramm; da bilden die Filme des Defa-Kinderfilmstar-Regisseurs Rolf Losansky einen Schwerpunkt, der nach „der Wende“ nur bedingt weiter arbeiten konnte…
Also: auch 2012 ist das Sommerglück des Filmfreundes am Ufer des Rheins bei Ludwigshafen zu Hause…. A propos: was der FAZ recht ist, ist SWR2 schon lange billig: wir sind in diesem Jahr zum ersten Mal Medienpartner des Festivals!