Nicht Integration, sondern Abwehr ist die vorherrschende Haltung, mit der die westlichen Industrieländer Emigranten begegnen. Entsprechend dramatisch wird ihr Schicksal in der Regel in Filmen beschrieben. Eine völlig neue Art des Umgangs mit diesem vielschichtigen gesellschaftspolitischen Thema fand der serbische Regisseur Darko Lugulov in seinem Film „Here & There“.
Robert geht es schlecht! Nicht mehr der Jüngste, ist sein Leben an einem Punkt angekommen, an dem sich etwas ändern muss: Im Beruflichen wie im Privaten. Als Musiker macht ihm die Konkurrenz in New York zu schaffen. Deshalb kann er sich sein großzügiges Appartement nicht mehr leisten und muss in eine bescheidenere Unterkunft wechseln.
Für den Umzug hat Robert den serbischen Immigranten Branko mit seinem Lieferwagen engagiert. Auch Branko hat ein Problem. Er würde gerne seine Freundin Ivana in die USA nachholen. Aber die bekommt kein Visum. Das amerikanische Ausländerrecht behandelt Familienzusammenführung bei Emigranten äußerst restriktiv. Am einfachsten wäre es, wenn Ivana einen Amerikaner heiraten und damit automatisch Amerikanerin würde. Weil er nichts Besseres zu tun hat, erklärt sich Robert bereit, den Retter zu spielen.
Also reist Robert nach Belgrad, um Ivana pro forma zu heiraten und ihr damit die Einreise in die USA ermöglichen. Zunächst kommt Robert bei Brankos Mutter Olga unter. Die sich freut, wieder einen Mann im Haus zu haben. Sie quartiert den angeblichen Geschäftspartner des Sohnes kurzerhand in dessen Jugendzimmer ein. Robert ist von der mütterlichen Fürsorge Olgas nicht sonderlich begeistert. Doch dann freundet man sich an. Roberts Depressionen vergehen. Er greift sogar wieder zum Saxophon. Eine kleine Romanze zwischen ihm und Olga bahnt sich an. Aber neues Unheil droht.
Der simple Plan von Brankos privater und nicht ganz legaler Familienzusammenführung droht dramatisch auf allen Ebenen zu scheitern. Zwischen „Here“ und „There“ gerät Einiges durcheinander. Der Titel von Darko Lungulovs leiser Tragikomödie ist wörtlich zu nehmen: während Robert zunehmend Gefallen an serbischer Herzlichkeit findet, gerät Brankos Leben in New York aus den Fugen. Sein Lieferwagen wird ihm gestohlen und damit steht er als Umzugsunternehmer vor dem finanziellen Ruin. Er ist nicht in der Lage, Robert und Ivana das Geld für den Rückflug nach Amerika zu überweisen.
Feinfühlig und sehr charmant erzählt Darko Lungulov von der Annäherung unterschiedlicher Kulturen. Während Branko trotz aller Widrigkeiten seines Schicksals, durch seine Frohnatur mit der amerikanischen Mentalität keine Probleme hat, tut sich der Amerikaner Robert mit der direkten Art der Serben anfangs schwer. Vor dem Hintergrund seiner eigenen Erfahrungen als Emigrant während des Bürgerkriegs im ehemaligen Jugoslawien gelang es Darko Lungulov, sich einem schwierigen gesellschaftspolitischen Problem aus einer originellen menschlichen Perspektive näher zu kommen. „Here & There“ ist ein Film, der unprätentiös Mut und Hoffnung macht!
Der offizielle Trailer zum Film:
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