Mit ihrem unverwechselbaren Stil haben französische Kriminalfilme ihren festen Platz in der Filmgeschichte. Dabei reflektierten sie von Anfang an den Zeitgeist. Es gibt deshalb kaum einen der großen Französischen Regisseure – von Jean Renoir bis Alain Resnais – der nicht einmal in diesem Genre unterwegs gewesen wäre. Be-sonders interessant sind in dieser Beziehung 1960er und 1970er Jahre. Interessante Beispiele sind jetzt neu auf DVD zu haben.
Der Teufel mit der weißen Weste
Originaltitel: Le Doulos
Frankreich 1962
Regie: Jean-Pierre Melville
Mit Jean-Paul Belmondo, Serge Reggiani, Michel Piccoli
Extras: Trailer, Fotogalerie
Anbieter: Kinowelt
Kein anderer hat den modernen französischen Kriminalfilm nachhaltiger geprägt, als Jean-Pierre Melville. In der Klassiker-Reihe von Arthaus/Kinowelt ist jetzt mit „Le Doulos“ ein Schlüsselwerk des Regisseurs auf DVD veröffentlicht worden. Der Film kam 1962 in einer um zwölf Minuten gekürzten Fassung unter dem Titel „Der Teufel mit der weißen Weste“ in die deutschen Kinos. Auf der DVD gibt es dieses Meisterwerk jetzt erstmals komplett bzw. in die deutsche Fassung wurden die fehlenden Teile aus dem Original mit Untertiteln wieder eingefügt. Jean-Pierre Melville ging bei „Le Doulos“ wie in allen seinen Filmen über den bloßen Kriminalfilm weit hinaus. Er schuf eine vertrackte Reflektion über das Wesen der Lüge – ohne eine moralische Wertung mitzuliefern. Die Fatalität eines ungewissen Schicksals treibt Melvilles negative Helden schließlich in den Untergang. Dabei werden sie von einer Kamera begleitet, die sie dabei anscheinend gleichgültig beobachtet.
Die Braut trug schwarz
Originaltitel: La mariée était en noir
Frankreich 1968
Regie: Francois Truffaut
Mit: Jeanne Moreau
Extras: Audiokommentar von Robert Fischer, Interviews mit Jeanne Moreau und Francois Truffaut
Anbieter: Pierrot le fou
Obwohl Jean-Pierre Melville zwischen 1960 und 1970 seine wichtigsten Filme drehte, gehörte er doch nicht zur „Nouvelle Vague“, mit der junge Filmemacher damals dem französischen Kino neue Impulse gaben. Auch dem Kriminalfilm. Einer der wichtigsten Repräsentanten der Nouvelle Vague war Francois Truffaut. Mit „La mariée était en noir/„Die Braut trug schwarz“ verband kühle Art der Beobachtung Melvilles mit den eleganten Spannungsbögen seines großen Vorbilds Alfred Hitchcock. Truffaut nutzte bei „Die Braut trug schwarz“ mit großem Raffinement Hitchcocks Erfolgsrezept, wo nach der Zuschauer immer einen Informationsvorsprung hat. – Die Musik komponierte übrigens Bernhard Herrmann, ein langjähriger Hitchcock-Mitarbeiter.
Der Uhrmacher von St. Paul
Originaltitel: L’Horloger de Saint-Paul
Frankreich 1974
Regie: Bertrand Tavernier
Mit Philippe Noiret, Jean Rochfort
Extras: Fotogalerie, Trailer
Anbieter: Kinowelt
Wie Francois Truffaut hatte auch Bertrand Tavernier seine Karriere als Filmkritiker mit einer besonderen Vorliebe für das amerikanische Kino begonnen hat. Als Regie-Assistent von Jean-Pierre Melville lernte Tavernier die Kunst des Filmemachens. 1974 debutierte er mit der Simenon-Verfilmung „L’horloger de Saint-Paul/Der Uhrmacher von St. Paul“In den geruhsamen Alltag des Uhrmachers Michel Descombes platzt die Mitteilung der Polizei, sein halbwüchsiger Sohn Bernard habe einen Werkschutzmann erschossen. Neben persönlichen Motiven wollte der junge Mann damit auch ein Zeichen gegen die Korruption im Lande setzen. Heute tritt Taverniers Gesellschaftskritik hinter der zeitlosen Beschreibung einer Vater-Sohn-Beziehung zurück – auf der Folie eines Kriminalfilms.
I wie Ikarus
Originaltitel: I….comme icare
Frankreich 1979
Regie: Henri Verneuil
Mit: Yves Montand
Extras: Trailer
Anbieter: Kinowelt
Weniger als intellektueller Autorenfilmer und mehr als versierter Routinier solider Krimi-Kost ist Henri Verneuil in die Filmgeschichte eingegangen und inzwischen nahezu vergessen. Einer der besten Filme des Regisseurs ist „I… comme Icare/I wie Ikarus“. Der Staatspräsident wurde auf dem Weg ins Parlament erschossen. Der Schütze beging Selbstmord, bevor ihn die Polizei verhaften konnte. Ein geistig verwirrter Einzeltäter. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchungskommission. Obwohl in ihrem Abschlussbericht alles stimmig scheint, hat Generalstaatsanwalt Henri Volney Zweifel. Volney rollt den Fall auf eigene Faust neu auf und kommt dabei einem Komplott auf höchster politischer Ebene auf die Spur. Zu spät merkt er, dass er inzwischen selbst ins Fadenkreuz geraten ist. Bei „I wie Ikarus“ diente das Kennedy-Attentat als entfernter realer Hintergrund. Verneuil machte daraus einen dramaturgisch raffinierten Politthriller.
Wahl der Waffen
Originaltitel: Le choix des armes
Frankreich 1981
Regie: Alain Corneau
Mit Catherine Deneuve, Gérard Depardieu, Yves Montand
Extras: Fotogalerie, Trailer
Anbieter: Kinowelt
Die beiden Ganoven Mickey und Serge ist der Ausbruch aus Gefängnis gelungen. Doch dann geht alles schief. Serge wird bei einer Schießerei schwer verletzt. Die beiden finden bei Serges Bruder Noel Unterschlupf, der sich als Pferdezüchter mit schöner Frau eine bürgerliche Existenz aufgebaut hat. Noel wird von seiner kriminellen Vergangenheit eingeholt und steht plötzlich vor einem Abgrund: Alain Corneau einen Schuld-und-Sühne-Krimi wie er pessimistischer nicht sein kann.
SWRcont.ra DVD vom 30. Mai 2010:
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Robert POYER
Ich habe a l l e der angeführten französ.Filme, sind alle großartig,der beste nicht zu überbietende (meiner Meinung nach) ist I WIE IKARUS. Bitte teilen sie mir mit, wann sie ähnliche französ.Filme ausstrahlen,ich suche vor allem DAS GESTÄNDNIS mit Yves Montand von Costa Gavras, diesen würde ich auch sofort kaufen.
Herbert Spaich
Lieber Herr Poyer,
in Sachen „L’aveu“ müssen Sie sich leider in Geduld üben. Der Film scheint – wohl aus lizenzrechtlichen Gründen – in einem Archiv zu „schlummern“. Auf DVD gibt es ihn jedenfalls nirgends – zumindest offiziell…
Es grüßt
Ihr
Herbert Spaich
Robert POYER
Superfilme, alle OK:
Robert POYER
Lieber Herr Spaich, zufällig bin ich beim surfen auf ihre Antwort gestoßen und danke dafür,sie dürften recht haben,dass der Film „L`aveu“ – das Geständnis, nicht auf DVD und auch nicht auf VHS erschienen ist. Ich weiß,dass ARTE ihn im Jahre 2005 ausgestrahlt hat, trotz meiner Bitte teilte man mir mit,dass an eine Wiederholung nicht gedacht ist. Ich würde jedermann für eine Sicherheitskopie belohnen, wenn ich wüßte,wer eine Aufnahme hat. Ich bin absoluter Fan der gelisteten französ.Filme, einer wurde vergessen,anzuführen, „Der zweite Atem“ von Melville,absoluter Klassiker Melville`s wie „Vier im roten Kreis
Tausche gerne mit ihnen Erfahrungen aus,sollten sie Zeit dafür haben,lb.Gr.robert.poyer@aon.at.
C. Camartin
Hallo, ich suche auch schon sein Jahren den Film. Ich weiss, dass ich ihn einmal auf Arte gesehen habe und leider wieder gelöscht habe. Falls jemand ihn hat, würde ich den Film gerne kaufen (DVD oder VHS). Danke