Regionale Filmfestivals mit internationalem Anspruch boomen in Deutschland zwischen Tübingen und Emden-Norderney! Selbst Filme, die im „gewöhnlichen“ Kinoprogramm kaum ein Publikum finden, füllen im Rahmen der Festivals große Säle. Das zeigt sich auch beim „Festival des deutschen Films“, das seit gestern zum 10. Mal in Ludwigshafen bis 6. Juli stattfindet. Michael Kötz, der auch das herbstliche Filmfestival Mannheim-Heidelberg verantwortet, kombiniert wieder eine Auswahl der besten deutschen Produktionen der letzten Monate mit aktuellen Premieren. Zum Hit entwickelt sich der Eröffnungsfilm, Hannes Stöhrs „Global Player“. Bei schönstem Sommerwetter standen Filmfans auf der „Parkinsel“ bei der Wiederholung heute Nachmittag Schlange… Sehr zur Freude des Regisseurs/Produzenten und seines ungebrochen fitten Hauptdarstellers Walter Schultheiß (90).
Wer die Erfolgsgeschichte dieses ungewöhnlichsten aller deutschen Filmfestspiele zu Hause in den Bücherschrank stellen will, kann die Jubel-Bilanz „Die Insel – Filmstars, Kinokünstler und glückliche Gäste. Ein Film-festival auf einer Insel im Rhein“ (Verlag Festival des deutschen Films) für 15 Euro erwerben – natürlich von/mit Michael Kötz! Seine Gabe der Selbstdarstellung/-vermarktung gehört zu den (0ffenen) Geheimnissen des Festival-Erfolgs!
Eine erste Entdeckung im diesjährigen Programm ebenfalls heute Nachmittag: „Heimat unter Strom“, der neue, bisher nur im Allgäu öffentlich gezeigte Film von Leo Hiemer. Die Dokumentation des Dilemmas für und wider Windkraftanlagen ist ein hinreßendes Beispiel dafür, wie ein ernstes Thema mit Witz, Charme und cineastischem Können umgesetzt werden kann. Hiemers Versuch den Bayerischen Ministerpräsidenten Seehofer aus der Fassung zu bringen, ist Realsatire pur und ein Highlight des Films! Ebenso wie ihm Angela Merkel die „kalte Schulter“ zeigt und sich ein Allgäuer Windrad-Lobbist um Kopf und Kragen redet. Sowas sieht man selten auf deutschen Leinwänden und schon gar nicht auf den öffentlich-rechtlichen Mattscheiben…
Auch bei der Vermarktung ist Hiemer zu den Anfängen seiner Karriere („Daheim sterben die Leut'“) zurück gekehrt. Er reist mit seinem Film, den er unabhängig produziert hat, „über die Dörfer“ und hat damit inzwischen mehr Besucher erreicht, als der mit internationalen Lorbeeren bedachte „Die Frau des Polizisten“ von Philip Gröning (der es in den letzten zwei Monaten gerade mal auf magere 2000 verkaufte Kinokarten gebracht hat!). Hiemer vertreibt auch die DVD von „Heimat unter Strom“ (mit ausführlichen Bonusmalterial) selbst: zu beziehen über www.hiemer-film.de für 15€. Da gibt es auch die Hiemer-„Klassiker“!
Eine richtige „Weltpremiere“ steht dann heute Abend auf der Ludwigshafener Parkinsel an: Friederike Jehn („Draussen ist Sommer“) präsentiert ihr neues Werk „Der Andi ist wieder da“. Tilo Prückner spielt eine Hauptrolle in dem von der SWR-Tochter Maran (Redaktion: Dithard/Hattendorf) produzierten Fernsehspiel. Wir sind gespannt…