„Riesige kinotaugliche 1000 Platz-Zelte, Strandzelte zum Essen und Entspannen, Liegestühle am Rhein, Holzstege und Zelte am Wasser für die Filmgespräche unter alten Bäumen“.
Damit lockt Festivaldirektor Michael Kötz zu seinem „7. Festival des deutschen Films“, das von heute an bis zum 26. Juni auf der „Parkinsel“ in Ludwigshafen stattfindet. Ähnliche Reize bietet in Deutschland nur noch das „Filmfest Emden/Norderney“, das bereits am Mittwoch eröffnet wurde und bis zum 22. dauert.
Im Gegensatz zum international ausgerichteten „Emden/Norderney“ hat Ludwigshafen den Anspruch „Die besten deutschen Filme des Jahres“ zu präsentieren, manche im Rahmen eines Wettbewerbs. Außerdem wird bei diesem Festival der „Preis für Schauspielkunst“ verliehen. 2011 geht er am Sonntag an Andrea Sawatzki.
Zum Auftakt der diesjährigen Ausgabe des Ludwigshafener Sommerfilmfestivals singt Peter Lohmeyer und zwar im Eröffnungsfilm „Schenk mir dein Herz“. Er spielt den Schlagersänger Alexander, der nach einem Herzinfarkt aus dem Koma mit dramatischen Gedächtnislücken aufwacht. Verwirrt findet er sich nicht in einem Konzerthaus, sondern in einer Reha-Klinik wieder. Hier freundet sich Alexander mit drei Mitpatienten an, Musikern, die es mit über 80 noch einmal wissen wollen und ihren Swing nicht verloren haben.
Das Kreuz mit Krankheit und Alter ist das Thema des wunderbar leisen neuen Films der Regisseurin Nicole Weegmann. Geboren in Karlsruhe hat sie an der Filmakademie Baden-Württemberg studiert und mit genau beobachteten Alltagsstudien („Ihr könnt euch niemals sicher sein“) Furore gemacht. Das Drehbuch zu „Schenk mir dein Herz“ schrieb Ruth Toma.
Neben Peter Lohmeyer, der in „Schenk mir dein Herz“ eine der besten Rollen seiner bisherigen Karriere spielt, sorgt der Musiker Paul Kuhn als altersweiser Barpianist für darstellerische Highlights. Er hat auch die Songs für den Film komponiert.
Obwohl „Schenk mir dein Herz“ mehr Kinoqualitäten als manch anderer Film besitzt, ist er nach seinem Start Anfang Mai (im Verleih des Produzenten „Wüste Film“) Sang-und klanglos unter- gegangenen. Das Schicksal vieler deutscher Produktionen. Meistens sind es die besonderen Preziosen, die in der Fülle des Angebots untergehen. Ihnen ein Forum zu geben, betrachten die Organisatoren des Ludwigshafener Festivals als eine ihrer vornehmsten Aufgaben. Vor diesem Hintergrund verzichtet man bewusst auf Premieren.
Am Tag seines Kinostarts präsentiert Ludwigshafen zum Beispiel nächsten Donnerstag „Schlafkrankheit“, den neuen Film von Ulrich Köhler. Bei der diesjährigen Berlinale mit einem Silbernen Bären für die „Beste Regie“ ausgezeichnet, wird es die spröde Reflektion über Nähe und Ferne, Selbstfindung, Heimat-und Heimatlosigkeit vor afrikanischer Kulisse auch nicht einfach haben, ein Publikum zu finden.
Das trifft mehr oder weniger auf alle der rund zwei Dutzend Filme zu, die bis zum 26. Juni auf der Ludwigshafener Parkinsel gezeigt werden. Im Rahmen dieses originellen Filmfestivals besteht die einzigartige Möglichkeit, die anspruchsvollsten deutschen Filme der letzten Monate in einem kompakten Programm zu erleben. Ausgesucht wurden sie übrigens u. A. von den Kollegen Rüdiger Suchsland und Josef Schnelle. Ein Fest der Entdeckungen! Für manchen Film auch die Chance wenigstens einmal vor einem größeren Auditorium zu laufen…
Weitere Infos zum Programm unter
www.festival-des-deutschen-Films.de