Die Koffer sind gepackt, das mulmige Gefühl bleibt: alle wichtigen (und richtigen) Filme gesehen? Genügen Interviews gemacht und nichts ver-gessen? Hätte ich doch öfter auf Parties gehen sollen (meisten voll und öde!) und nicht ins Kino? Zum „Nachsitzen“ habe ich noch einen Stapel DVDs dabei, die mir nette Presseagenturen („Unbedingt ansehen, ganz wichtig!“) mitgegeben haben.
Einen habe ich mir gestern Abend auf meinem Labtop schon angesehen. Es handelt sich dabei tatsächlich um einen außerordentlich wichtigen Film. Er heißt „Neukölln unlimited“, ein Dokumentarfilm von Agostino Imondi und Dietmar Ratsch. Produziert wurde er von der Ludwigsburger „Indi Film“ und hat den „Gläsernen Bären“ der Berlinale-Sektion „Generation“ bekommen.
Unaufgeregt beschreiben die beiden Filmemacher (Ratsch hat vor einiger Zeit mit „Afghanen lieben nicht“ Furore gemacht) eine Familie Asylbewerber aus dem Libanon, die seit Jahren in Neuköln leben und immer noch von der Abschiebung bedroht ist. Dabei sind die Kinder hier aufgewachsen. Der Film konzentriert sich auf die drei Ältesten, Hassan (18), Lial (19) und Maradona (14). Alle drei außerordentliche Persönlichkeiten, enorm talentierte Breakdancer und fest in die deutsche Gesellschaft integriert – Hassan hat eben sein Abitur gemacht, Lial eine Ausbildung als Eventmangerin begonnen, Maradona ist am Realschulabschluss. Imondi und Ratsch zeigen an dieser Familie exemplarisch, welchen Zugewinnen für unsere Gesellschaft Imigranten bedeuten können: Maradona, der sensibelste hat am meisten unter der inhumanen Praxis der deutschen Asylgesetzgebung zu leiden.Trotzdem schafft er es. Jetzt trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift „I’m Musilim don’t panik“. „Neukölln unlimited“ startet am 8. April in den deutschen Kinos. Wir werden auf diesen meisterlichen Film zurück kommen!