Solangel, Ruben und Teodoro verbindet ein gemeinsames Schicksal: Sie gehören zu den vier Millionen Kolumbianern, die von Paramilitärischen Guerilla aus ihrem Dorf in die Hauptstadt Bogota vertrieben wurden. Warum, wissen sie nicht: Ob sie bei einem Großprojekt zur Rohstoff-Nutzung im Wege waren oder einfach zwischen die Fronten eines bewaffneten Konflikts der verschiedenen Interessengruppen geraten sind. Die Wirkung ist dieselbe. Unter erbärmlichen Bedingungen versuchen sie zu überleben. „La Tierra se quedó/Auf hartem Boden“ beschreibt nüchtern einen Aspekt der gesellschaftlichen Wirklichkeit in Kolumbien: es handelt sich dabei um den ersten Dokumentarfilme zu diesem Thema. Es ist das Debut von Juan Sarmiento. 1984 in Bogota geboren hat er an der Hochschule für Fern-sehen und Film Konrad Wolf in Babelsberg Film studiert. Am Wochenende präsentierte Sarmineto im Rahmen von CineLatino persönlich die deutsche Premiere seines Films, einer deutsch-kolumbianischen Koproduktion.
Dazu ein Interview mit dem Regisseur:[media id=127 width=320 height=20]
Junge Filmemacher sind in Kolumbien wie in allen Ländern Lateinamerikas dabei, den Blick auf die blinden Flecken einer aus den Fugen geratenen Gesellschaft zu lenken. So Jorge Caballero Ramos – Jahrgang 1979 – in „Bagatela/Bagetellen“: Er beobachtete mit der Kamera den Justizalltag eines Gerichts für Bagatell-Vergehen in Bogota. Das Ergebnis ist ein bestürzender Report über den Versuch, mit drastischen Strafen der Kriminalität in einem Land Herr zu werden, in dem laut Weltbank-Report über ein Viertel der Bevölkerung unter dem Existenz-Minimum lebt. Daran wird sich kaum etwas ändern, wenn der Richter in Ramos Film kleine Diebe, die zum Teil noch Minderjährig sind, zu drastischen Gefängnisstrafen verurteilt. Der Trailer des Films:
Weniger zurückhaltend als ihre Kollegen vom Dokumentarfilm, sind die Spielfilmregisseure des neuen Kolumbianischen Films. Carlos Moreno drehte mit „Perro come Perro/Hunde fressen Hunde“ eine wütende Be-standaufnahme einer Gesellschaft, die von Gewalt und Gegengewalt beherrscht wird. Die Abwesenheit jeglicher rechtsstaatlicher Ordnung. Ein verstörender Film, der im vergangenen Jahr für den Auslands-Oscar nominiert war und in Deutschland jetzt sogar auf DVD zu haben ist.
Der Musikclip mit dem Titelsong der Gruppe „Sultana“:
Poetisch und dabei todtraurig erzählt Oscar Ruiz Navia in „El vuelco del cangrejo/Der Krebs in der Falle“ von Daniel, der über die Küstenregion „La Barra“ das Land verlassen möchte. Sein Motto: Rette sich wer kann! Leider steht ihm kein Schiff zur Verfügung, mit dem er Reißaus nehmen könnte. Der Film ist eine großartige Elegie über Verzweiflung, Fremdheit aber auch Hoffnung auf bessere Zeiten.
Der Trailer zu „El vuelco del Cangrejo“:
Hochtalentierte Regisseure wie Juan Samiento, Carlos Moreno und Oscar Ruiz Navia geben Kolumbien eine Stimme in der Welt und machen ihre Filme zum Politikum. Wobei – von „Perro come Perro“ einmal abgesehen – sie in Kolumbien selbst bisher kaum den Weg in die Kinos gefunden haben und in erster Linie auf internationalen Festivals Karriere machen.
Im Rahmen des diesjährigen Festivals – vom 14.- 21. April – gibt ein Filmreihe Einblick in die aktuelle kolumbianische Filmszene.