Für zeitgenössische Kritiker markierten um 1970 Filme „Gott vergibt – Django nie“ oder „Vier für ein Ave Maria“ den Niedergang der europäischen Filmkunst. Kommerziell waren sie enorm erfolgreich – dank des prügelfreudigen Duos Bud Spencer und Terrence Hill, die mit bürgerlichem Namen Carlo Pedersoli und Mario Girotti heißen. Das sich an Bud Spencers Popularität bis heute nichts geändert hat, zeigt der Erfolg seiner Autobiographie „Mein Leben, meine Filme“, die seit Monaten auf den Bestsellerlisten steht. Jetzt werden auch die Filme von Bud Spencer und Terence Hill in restaurierten Fassung – häufig zum ersten Mal in der authetischen Version – neu auf DVD veröffentlicht.
Mit „Gott vergibt… Django nie!“ begann 1967 die gemeinsame Karriere von Bud Spencer und Terence Hill. Das Duo schuf damit eine neue Spielart des noch jungen Genre „Italowestern“. Die Italo-Western-Komödie: Dabei prügeln sich die beiden durch einen fiktiven Wilden Westen als Proll-Versionen der meist wortkargen, aber aristokratischen Rächer, wie sie stilbildend Clint Eastwood verkörperte. Dabei war „Dio perdona – io no“ ist von Giuseppe Colizzi ursprünglich ganz im Stil von „Eine Handvoll Dollar“ als ernste Rache-Geschichte gedreht worden.
Der Film ging nach seiner Uraufführung zunächst in der Masse der Spagetti-Western unter, die in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre in die deutschen Kinos drängten. Ein Hit wurde „Gott vergibt…Django nie!“ erst als ihn ein cleverer deutscher Filmverleiher völlig umschneiden und mit neuen Dialogen auf Klamotte trimmen ließ. Jetzt hieß der Film „Zwei vom Affen gebissen“.
Der große Durchbruch für Bud Spencer und Terence Hill kam 1969 mit „Lo chiamavano Trinita“, der in Westdeutschland „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ hieß und dem „Vier Fäuste für eine Halleluja“ auf dem Fuße folgte. Den skurrilen Originaltitel „…continuavano a chiamarlo Trinità“ deutsch in etwa: „…weiter geht es mit dem, den sie Dreifaltigkeit nannten“ ließen die deutschen Bearbeiter ebenso links liegen, wie die Dialoge des Originals. Rainer Brandt erfand die Figuren der Handlung neu, in dem er sie mehr oder weniger durch den Film kalauern ließ.
Die Begeisterung für den besonders schlichten Humor der deutsch-synchronisierten Bud-Spencer-Terence-Hill-Filme blieb ihnen auf dem Video-und dann auf dem DVD-Markt treu. Das Publikum hatte auch in Punkto technische Qualität keine besondere Ansprüche. So sahen die entsprechenden Editionen dann auch aus. Im vergangenen Jahr erschien eine „Collector’s Edition mit fünf DVDs bei KSM und eine „Monster Box Reloaded“ mit 20 DVDs von 3L. Wer sich den beiden Ausnahme-Schauspielern und ihren Filmen nicht ganz so enzyklopädisch nähern möchte, dem bietet Koch Media im Rahmen der „Terence Hill und Bud Spencer Box No.1“ auf einer Bonus-Disc an Hand der Trailer eine instruktive Einführung in das Schaffen der beiden Schauspieler.
Die Box enthält drei Filme mit Soloauftritten von Bud Spencer oder Terence Hill, deren Wege sich 1972 trennten. Aber auch anschließend blieben blieben sie dem Genre der Komödie meistens treu. Ausflüge in andere Sparten waren nicht ganz so erfolgreich.
Unter der Regie von Enzo Barboni drehte Terence Hill 1972 „E poi chiamarono il magnifico/…und dann nannten sie ihn den Wunderbaren“; deutscher Titel “Verflucht, verdammt und Halleluja“. Koch Media präsentiert die ans Surreale grenzende Komödie im Westerngewand in der restaurierten Originalfassung. Der Film war mit großem Budget von Alberto Grimaldi in Englisch gedreht worden. Daneben enthält die Disc die italienische und deutsche Fassung, in der es – wieder nach einem Buch von Rainer Brandt – etwas grobschlächtiger zugeht als im Original.
„Verflucht, verdammt und Halleluja“ ist der beste Film des Regisseurs Enzo Barboni, der seine Karriere als Kameramann – u. a. bei Corbuccis „Django“ – begonnen hat. Der von Terence Hill verkörperte Joe ist ein englischer Snob, mit einer skandalträchtigen Liebe zum weiblichen Geschlecht. Als seine Affären überhand nehmen, schickt ihn sein frommer, inzwischen verstorbener Vater zu Freunden nach Übersee. Im Wilden Westen soll Joe sittlich reifen. Vor Ort stellt sich heraus, auch Papa war ein Schwerenöter….
Im Bonusteil der DVD: diverse Interviews zum Hintergrund der Dreharbeiten. Ein Jahr nach „Verflucht, verdammt und Halleluja“ – 1973 – drehte Bud Spencer mit Enzo Barboni „Auch die Engel essen Bohnen“. Sein Partner ist Giuliano Gemma. Ort der Handlung ist diesmal nicht der Wilde Westen, sondern die Wilden 20er.
Bud Spencer ist es diesmal in der Rolle eines Catcher, der knapp bei Kasse ist. Das verbindet ihn mit dem zart besaiteten, aber ziemlich cleveren Sonny (Giuliano Gemma). Die beiden ergänzen sich in schweren Zeiten prächtig – zum Beispiel im Dienste eines Mafia-Bosses.
Regisseur Barboni lebte in „Auch die Engel essen Bohnen“ erneut seinen Hang zu skurrilen Geschichten aus und zwar erstaunlich elegant. Der Film kombiniert originell Versatzstücke des Western mit denen des Gangster-Mafia-Thrillers. Zwar ist die Klamotte immer nah – aber der Film fällt ihr nie zum Opfer. Das macht ihn heute noch sehenswert.
Auch davon gibt es auf der DVD neben der deutschen, die englisch Fassung, ein Statement von Bud Spencer und als besonders originelle Beigabe: eine Super8-Fassung des Films.
Nach der Trennung von Bud Spencer versuchte Terence Hill seine Hollywood-Karriere zu aktivieren. Mit eher mäßigem Erfolg. Einen seiner besten Filme drehte er 1977 unter Jonathan Kaplan „Mister Billion“:
Ein junger Italiener (Hill) soll in Amerika ein Erbe antreten, das ihm Gauner abspenstig machen wollen. Mit mediterraner Leichtigkeit lässt er sie aber alt aussehen. „Mister Billion“ ist ein typisches amerikanisches Produkt der 1970er Jahre – spaßige Routine ohne besonderen Vorder-und Hintergrund.
Während Terence Hills Karriere nach 1980 ins Stocken kam, blieb Bud Spencer weiter gut im Geschäft. Beispielsweise war die von Steno inszenierte TV-Serie „Jack Clementi – Anruf genügt…“ ein internationaler Erfolg. Spencer spielt einen Privatdetektiv, der meist internationaler Bandenkriminalität auf den Fersen ist. KochMedia hat sämtliche Folgen der Serie, die im Original „Il Professore“ heißt, in zwei Boxen mit jeweils drei DVDs veröffentlicht: Preis je 20€. Die „Terence Hill und Bud Spencer Box No.1“ kostet 30€. Mustergültige Editionen, die ihr Geld wert sind!
Dennis
Schöne Werbung für Koch Media. Keine Frage, die DVDs sind wirklich sehr gut, aber einige Aussagen hier sind doch sehr subjektiv und an den Haaren herbei gezogen. Bud und Terence haben sich also 1972 getrennt. Die 10 Filme, die sie gemeinsam nach 1972 gedreht haben, zählen für sie wohl nicht mehr. Auch „Mister Billion“ als einen der besten Terence Hill Solo Filme zu bezeichnen und „Verflucht, verdammt und Halleluja“ als den besten Film Barbonis zu adeln, steht ihnen subjektiv natürlich zu, die Masse der Spencer/Hill Fans sieht das aber mit Sicherheit anders. Auch die stockenden Karriere Terence Hills ist überhaupt nicht nachzuvollziehen. Der gute Mann dreht bis heute eine erfolgreiche Serie nach der anderen und hat in Italien bereits seit Jahren den inoffiziellen Titel „König der Quoten“ inne. Wenn eine Karriere ins Stocken geraten ist, dann wohl eher die Bud Spencers. Abgesehen davon hieß die Serie „Jack Clementi“ im Original niemals „Il professore“, sondern schlicht „Big Man“. „Il professore“ war lediglich der Arbeitstitel, der allerdings nie verwendet wurde.
Schade, dass dieser sehr vielversprechende Artikel am Ende so ins fehlerhafte abdriften musste. Es wirkt ja fast so, also sollte am Ende nur noch Werbung für die Koch Media Boxen gemacht werden. Diese sind, wie gesagt, wirklich gut gelungen und ihr Geld wert und haben deshalb diese Art von Werbung gar nicht nötig.
herbertspaich
Vielen Dank für die kompetente Ergänzung. Natürlich „braucht“ mich Koch-Media nicht: Aber es ist bei Rezensionen halt üblich, dass man das Label nennt…. Zumal wenn einem die Edition zur Besprechung zur Verfügung gestellt wurde!
Heidi Mueller
Gibt es irgendeinen Film auch in englisch oder mit englischem Untertitel?
herbertspaich
Den einen oder anderen gibt es auf DVD mit einer englischen Version. Eben in der Ramschkiste gefunden: DREI HALUNKEN ERSTER KLASSE (Regie immerhin Corbucci). Da ist auch eine englische Version drauf. Aber „nur“ mit Giuliano Gemma (Terence Hill)
Schweizer
Ach, was werden da Kindheitserinnerungen wach!
Allerdings muss ich ehrlicherweise gestehen, dass ich diese Filme heutzutage kaum mehr schauen kann, während sie mich als Kind total fasziniert haben!