Obwohl die Berlinale rein äußerlich betrachtet, das schickste Filmfestival ist – verglichen mit dem potthässlichen Palais du Festival von Cannes oder Venedig mit seinen bröckelnden Fassaden und seiner vorsintflutlichen Projektionstechnik. Trotzdem oder gerade deswegen braucht auch Berlin Sponsoren. Unternehmen, die es sich was kosten lassen, dass sie mit der einen oder anderen Dienstleistung beispringen dürfen und dabei was vom Glamour der großen weiten Welt abbekommen. Aber auch Cash ist gefragt:
„Die Leistungen unserer Sponsoren werden nicht veröffentlicht!“ heißt es aus der um Diskretion besorgten Pressestelle der Berliner Filmfestspiele. Dabei ist die „Leistung“ des Hauptsponsors ZDF nicht zu übersehen: eine noble Lounge gleich am Eingang zum Fünf-Sterne-Hyatt-Hotel in Sichtweite zum Berlinale Palast.
Ansonsten sorgt der Sender für die Technik bei den Galas, die er bei dieser Gelegenheit gleich auf 3Sat live überträgt. So ist das ein Geben und Nehmen. Die Öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben schließlich nix zu verschenken.
Imagepflege wirft dagegen ein großer heimischer Automobilhersteller in die Waagschale seines Sponsorings. Motto: „Bewegende Momente“ – und das ganz wörtlich genommen: Fette schwarze Limousinen des Unternehmens mit getönten Scheiben kutschieren die Stars. Allerdings nur die, die etwas mit dem „Wettbewerb“ und den Galas zu tun haben. Die Gäste der nachgeordneten Sektionen „Panorama“ und „Forum“ müssen mit mausgrauen Modellen der Mittelklasse vorlieb nehmen.
Dafür können auch sie in die Lounge des Unternehmens in der Belleetage des Hyatt den direkten Blick auf den Roten Teppich genießen. In der „Golden Bear- Lounge“ ist alles in Weiß und gülden gehalten – die Getränke werden von Maiden im kleinen Schwarzen in edlem Glas gereicht. Dagegen kommt man sich beim ZDF im Erdgeschoss wie ein armes Kellerkind vor.
Getoppt wird das Loungen-Angebot bei der Berlinale im 15. Stock eines Hochhauses am Potsdamer Platz No. 1: hier hält ein weiterer Sponsor der Berlinale Hof: Der Hersteller teurer Armbanduhren – ab 3500 aufwärts – lässt natürlich auch nicht Kreti und Pleti ein: „With Invitation only!“ steht bereits auf den Hinweisschildern.
Wer es dennoch in die Höhen geschafft hat, wird enttäuscht: er bekommt zur Belohnung nicht einmal ein klitzekleines Outletstück aus der Auslauf-Kollektion überreicht, sondern blos den zweifellos schönen Bildband „The Collection. Discover Germany’s 165 years of watchmaking art“. Wie gemein: da wird uns armen Werktätigen nur der Mund wässig gemacht.
Umsonst bekommt man dagegen etwas von dem französischen Kosmetikkonzern, der zum Sponsorenkreis der Berlinale gehört: Eine Beihilfe zur Restaurierung der persönlichen Fassade. In einem eigens dafür am Potsdamer Platz aufgebauten Pavillon: die nette Visagistin empfiehlt mir für meinen strapazierten Tein ein Anti-Müdigkeits-Fluit mit Vitamin C und Magnesium. Anschließend fühle ich mich auf meine alten Tage neu belebt. Der Berlinale sei Dank!