Meistens in schwarzem Leder und mit wehender blonder Mähne im Laufschritt – nebenbei Küsschen hier, Begrüßung da – bahnt sich Erika Rabau den Weg zu ihrem nächsten Einsatz im Festivaltrubel. Bei den Fotocalls ist sie nicht zu überhören. Sie hat gelernt, sich durchzusetzen. Inzwischen hören die versammelten Fotografen am Roten Teppich auf ihr Kommando: Wenn Erika sagt, ein Schritt zurück, dann wird ein Schritt zurück gegangen. Obwohl von zarter Figur verfügt sie über eine besonders Aura aus Selbstverständlichkeit und Nonchalance. Wobei man ihr ansieht, das ihr der Job nicht mehr so leicht fällt wie früher. Erika Rabau gehört zur Gruppe der Powerfrauen. Früh hat sie die Welt bereist und dabei ihre Liebe zur Fotographie und zum Film entdeckt. Anfang der 1970er Jahre war Erika Rabau gerade von einem Südamerika-Trip zurück gekommen, als sie durch einen Zufall den damaligen Berlinale-Chef Alfred Bauer kennen lernte. Der erkannte ihre große fotographische Begabung. Seit 1972 ist sie die offizielle Fotografin der Filmfestspiele und heute die Grand Dame der Society-Fotographie in Europa. Sie kennt jeden und jede. Die großen und kleinen Stars wissen ihre Arbeit zu schätzen. Inzwischen werden Rabau-Originalfotos hoch gehandelt. Ihr gelingt es nämlich auf ganz unverwechselbare Weise die menschliche Seite der Stars in ihren Bildern festzuhalten – von der Verunsicherung bei einer Pressekonferenz, über der Anspannung vor einer Premiere bis zur Euphorie nach einem gewonnenen Preis. Wobei sie nie die Grenzen des Anstands verletzt. Beispielsweise zeigen ihre nur vordergründig beiläufigen Momentaufnahmen von Rainer Werner Fassbinder die ganze Tragik seiner Persönlichkeit. Diese Kunst macht Erika Rabau quasi zum lebenden Inventar der Berlinale, deren mediales Image sie entscheidend mit geprägt hat. So war es nicht mehr als recht und billig, dass sie von den Filmfestspielen mit einer „Goldenen Kamera“ und einer Ausstellung geehrt wurde.
Dazu ist im Siebenhaar Verlag der Bildband „Stars“ – Die Geschichte der Berlinale“ (Herausgegeben von Volker Oesterreich) erschienen. Eine aufschlussreiche Chronik aus der Kamera-perspektive der Fotografin. „Erika Rabau – Der Puck von Berlin“ nannte der Filmemacher Samson Vicent treffend seine Dokumentation. Der 2008 entstandene, liebevoll gemachte und dabei höchst informative Film ist eben vom Berliner Szene-Magazin „Tip“ auf DVD veröffentlicht worden. Für 3.50 € ist die DVD direkt vom Verlag (www.tip-berlin.de) zu haben. Siehe dazu auch www.samsonfilm.de.
Audio:
Berlinale Legenden – Erika Rabau
Berlinale-Legenden Teil 5. Von. SWR2 am Morgen vom 17.2.2010
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