Lässig wie immer präsentierten sich Joel & Ethan Coen heute Nachmittag bei ihrer Pressekonferenz zur europäischen Premiere ihres neuen Films „True Grit“, dem Eröffnungsfilm der dies-jährigen Berlinale: Ja, das sei schon nett gewesen, einmal einen Western zu drehen. Was könne man schon dagegen sagen, dass der Film in den USA bereits nach kurzer Zeit seine Herstellungskosten wieder eingespielt hat. Nein, Großes hätten sie eigentlich nicht vorgehabt. Alles sei wie immer ganz easy gewesen usw. Sonder-lich Erhellendes zu ihrer Arbeit ist nie von den beiden genialen Brüdern zu erfahren. Könner müssen eben nicht über ihr Können auch noch reden – sie zeigen es: auch bei „True Grit“!
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Charles Portis, der seit seinem Erscheinen Ende der 1960er Jahre in den USA hoch geschätzt wird. Lakonisch aus der Ich-Perspektive erzählt die altledige Jungfer Mattie Ross, wie sie als 14jährige mit Hilfe eines versoffenen Marshals und eines windigen Texas-Rangers den Mörder ihres Vaters zur Strecke gebracht hat.
Das Buch (Deutsch bei rororo) wurde bereits 1969 von dem Regie-Veteranen Henry Hathaway mit dem bereits vom (Krebs-)Tod gezeichneten Schauspieler-Veteran John Wayne in der Hauptrolle verfilmt worden. Das betuliche Werk (auf DVD von Paramount) verhalf Wayne immerhin zu einem Oscar. Ansonsten gehört es nicht zu den Sternstunden der Filmgeschichte.
Die Neuverfilmung könnte eine sein! Die Coens waren weniger an einem Remake, als an einer werkgetreuen Verfilmung der literarischen Vorlage interessiert. Um es kurz zu machen: es ist ihnen wieder ein hinreißender Film gelungen! Mit einer schauspielerischen Höchstleistung von Jess Bridges – was man ihm nach dem öden „Tron Legacy“ gar nicht mehr zugetraut hätte. Super auch Matt Damon und Josh Brolin; Hailee Steinfeld als Mary ist die Entdeckung der Saison. Das Allerschönste an „True Grit“ ist aber, dass daraus ein ganz und gar „anderer“ Western wurde – ein Coen Western eben. Demnächst – am 24. Februar – gibt es ihn auch in den deutschen Kinos zu sehen. Aber leider halt nur in deutscher Synchronisation. Dabei sind Bridges und Damons gekautschte Dialoge im Original eine besondere Freude dieses Films!
Nicht ganz Coen-Niveau hatte die vorgeschaltete launige Eröffnung mit dem bewährten Trio Neumann/Wowereit/Kosslick und einer – huch wie ulkigen – Anke Engelke. Auch Frau Rossellini war als Jury-Präsidentin dabei…
Nach dem Filme drängte das prominente (von A wie Adorf bis Z wie Zischler) und weniger prominente Publikum (Filmjournalisten und andere Underdogs) zu den Fleischtöpfen, die deutsche Sterneköche im weitläufigen Berlinale-Palast angerichtet hatten…