„Bei mir war’s auch ganz schön“, sagte Festival-Chef Dieter Kosslick am Anfang der Schluss-Gala der diesjährigen Berliner Filmfestspiele. Mit „auch ganz schön“ brachte er das Filmangebot der letzten zehn Tage durchaus auf den Punkt – zumindest was den Wettbewerb um die Goldenen und Silbernen Bären betraf. Gewissermaßen das Filetstück des Festivals.
Mit „ganz schön“ wollte er wohl sagen „interessant“ oder: epochale Meisterwerke waren rar. Das Gros des Programms hätte sicher in den Nebensektionen „Panorama“ oder „Forum“ eine gute Figur gemacht, wirkte im grellen Rampenlicht des Wettbewerbs mitunter etwas blass und deplaciert. Was auch wieder seinen Reiz haben kann – wenn man dabei zwischendurch nicht die Geduld verloren.
Die internationale Jury unter Vorsitz von Isabella Rossellini entsprach dann auch mit ihren Entscheidungen den in sie gesetzten Erwartungen.
Das die iranische Produktion „Jodaeiye Nader az Simin/Nader und Simin – Eine Trennung“ der große Gewinner dieser Filmfestspiele sein würde, war jedem klar, der diesen wunderbaren Ausnahmefilm gesehen hat. Der konkurrenzlose Anwärter für den Goldenen Bären. Ebenso ist die Auszeichnung des schauspielerischen Ensembles mit Silber angemessen.
Nachdem der Ungar Bela Tarr seit Jahrzehnten vorwiegend auf der globalen Festival-Szene mit sperrigem Filmgut vertreten ist, war die Auszeichnung seines jüngsten, von Friedrich Nietzsche inspirierten Werks „A Torinoi Lo“ mit dem „Großen Preis der Jury/Silberner Bär“ auch keine Überraschung.
Das Ulrich Köhler den Regie-Bären für seine nicht nur gelobte „Schlafkrankeit“ bekam schon. Da hat wohl Jury-Mitglied Nina Hoss als Liebhaberin der „Berliner Schule“ ein gutes Wort eingelegt. Wobei Köhlers Film, je länger man ihn in seinem Herzen bewegt, an Qualität gewinnt.
Das Andres Veiels vor allem von der Berliner Presse arg gezauster „Wer wenn nicht wir“ nicht ganz leer ausging und den „Alfred Bauer Preis“ bekommen hat, erfreut. Damit wird ein akribisch arbeitender und dabei höchst innovativer Filmemacher gewürdigt – wie es sich Namensstifter des Preises wünschte. Bauer war der erste Berlinale-Leiter.
So können wir nach den „61. Internationalen Filmfestspielen Berlin“ in dem Bewusstsein nach Hause fahren, wieder einem sorgsam ausgewählten Überblick zum Stand der Filmkunst in der Welt beigewohnt zu haben. Und da ist im Moment einiges im Gange – nicht nur beim Film. Das Medium Film erweist sich dabei wieder als untrüglicher Seismograph!