Österreich 2011
Regie: Karl Markovics
Mit Thomas Schubert, Karin Lischka, Georg Friedrich, Gerhard Liebmann
Kinostart: 8. Dezember 2011
Häufig treibt es Schauspieler auf dem Zenit ihrer Karriere zur Regie. Im Moment hat Dustin Hoffman sein Regie-Debut abgeschlossen. Das Ergebnis soll im Frühjahr in die Kinos kommen. Zu erwarten ist solides Handwerk. Wie es vor ihm Kollegen von Klaus Maria Brandauer bis George Clooney abgeliefert haben. Mehr als das bietet der erste Film, den der Österreichische Schauspielstar Karl Markovics („Der Fälscher“). Sein Debut „Atmen“ hatte im Mai in Cannes Premiere und sorgte für internationales Aufsehen. Jetzt ist der Film auch bei uns zu sehen.
Roman (Thomas Schubert) hat mit seinen 19 bereits Einiges hinter sich: im Moment ist er Freigänger in einer Jugendstrafvollzugsanstalt. Er sitzt wegen Totschlags. Wenn Roman es schafft, in einer Berufsausbildung Fuß zu fassen, hat er die Chance, vorzeitig entlassen zu werden. Sein Bewährungshelfer zweifelt daran.
Auf eigene Faust sucht sich Roman einen Ausbildungsplatz. Ausgerechnet bei einem Beerdigungsinstitut. Aus Protest, aber auch um sich selbst zu beweisen, über den eigenen Schatten springen zu können. Ein harter Job! Nicht nur was die Arbeit selbst betriff, sondern auch hinsichtlich der argwöhnisch stichelnden Kollegen. Roman erträgt es – wortkarg und verschlossen. Als genauer Beobachter der Verhältnisse schildert Karl Markovics in „Atmen“ den Prozess einer Befreiung. Einen „Weg ins Freie“ im konkreten wie übertragenen Sinn.
Obwohl es sich bei „Atmen“ um ein tragisches Schicksal handelt, Roman zutiefst traumatisiert ist, verlässt Markovics nie seine Position des sachlichen Beobachter oder appelliert an unser Mitleid. Mitleid ist auch das Letzte, das Roman von seiner Umgebung will. Es will Anerkennung und zwar ohne viele Worte. Deshalb wird in „Atmen“ wenig geredet und wenn, geht es um Wesentliches. Zum Beispiel, als Roman von seiner Mutter wissen will, warum sie ihn als Baby in ein Heim gegeben hat.
Mit dokumentarischer Genauigkeit beschreibt Karl Markovics den Alltag im Gefängnis und bei einem Beerdigungsunternehmen. Absolut authentisch wirkt auch sein sensationeller Hauptdarsteller. Er heißt Thomas Schubert und ist von Markovics quasi auf der Straße entdeckt worden. Ein Blick, eine Geste von ihm genügt, um Romans Seelenleben transparent zu machen. „Atmen“ gehört zu den filmischen Ereignissen der Saison!
Dazu ein Gespräch mit Karl Markovics [media id=234 width=320 height=20]