„Wim Wenders setzt diese Woche seine Dreharbeiten zu „Pina“ in 3D in Wuppertal fort“. Das teile seine Produktionsgesellschaft am Montag mit. Auf dem Drehplan stehe Pina Bauschs Klassiker „Kontakthof“. Der Regisseur will nach eigenem Bekunden dem dokumentarischen Tanzfilm mit Hilfe von 3D eine neue Dimension erschließen. Das kennen wir: Wenn man in der Filmbranche von 3D spricht, wird grundsätzlich von einer „neuen Dimension“ der Cinemathographie gesprochen. Mindestens so revolutionär wie die Erfindung des Tonfilms oder der Farbe im Kino.
Das habe nichts mehr mit dem billigen 1950er-Grusel zu tun, als sich der „Schrecken des Amazonas“ dem Zuschauer optisch auf den Schoß setzte. Auch nicht mit jenem IMAX-Entertainment, mit seinen ins Parkett schwappenden Ozeanen, den Zuschauer trickreich umkreisenden Makrelen-Schwärmen oder auf ihn zustürzenden Lawinen. Nein – richtig seriös werde die neue 3D-Generation antreten. Auch nicht mit Pappbrillen, sondern massiven Hightech-Geräten für den Konsumenten, die „Shutterbrillen“ heißen. Die sind zwar noch unbequemer als ihre Vorgänger, aber eine physisch erlebbare Rechtfertigung des bei 3D-Vorstellungen erhöhten Eintrittspreises. Ein bisschen Leiden für die Kunst hat außerdem noch keinem geschadet.
Die erste 3D-Kostprobe der neuen Generation hieß „Bolt“ und kam vor einem Jahr aus dem Hause Disney in die Lichtspielhäuser. Ein putziger Animationsfilm, bei dem ein Superhund die bittere Erkenntnis machen muss, dass er nur in einer Fernsehserie ein Held und in Wirklichkeit nur ein armer kleiner Hund ist. Der Kinoerfolg war ärmlich. Dann hieß es, der ultimative 3D-Film sei „Oben“ der Firma Pixar: ein wunderschöner Film, aber nicht wegen 3D, sondern weil die Macher von Pixar eben Könner sind. Im Herbst ging ein Profi wie Robert Zemeckis mit „Eine Weihnachtsgeschichte“ richtig baden: hier zeigte sich, wie der technische 3D-Firlefanz einem Film den letzten Rest Poesie austreiben kann. Nach dieser weiteren 3D-Pleite wurde zu Weihnachten dann wieder ein Film aller Filme in 3D angekündigt: „Avatar“! Tatsächlich vermittelte James Cameron einen Eindruck der künstlerischen Möglichkeiten von 3D. Allerdings auch, dass dafür eine Produktionszeit von zehn Jahren und ein Budget von 300 Mio. notwendig ist. Also eine Ausnahme.
Die Hoffnungen auf viele weitere „Avatars“ blieben deshalb bis jetzt unerfüllt. Was kam, waren Albernheiten wie „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“.
Selbst Tim Burtons blieb mit „Alice im Wunderland“ weit hinter den Erwartungen zurück. Bei seinem knallbunten Werk fielen die 3D-Effekte kaum auf. Letzte Woche dann der vorläufige Niedergang des 3D-Booms mit „Kampf der Titanen“:
Die trashische Neuverfilmung eines Sandalenfilms von 1981 wurde konventionell gedreht, dann aber nachträglich per Computer dreidimensional aufgepeppt. Das führte zu einem schwer erträglichen Bilderbrei auf der Leinwand. Also hat Wim Wenders beste Chancen, 3D mit „Pina“ zu retten.