Isabell Gössele:
Das Kino des Ang Lee. Im Atem des verborgenen Drachen
Reihe: Medienwissenschaften. Tectum Verlag
Michael Pekler/Andreas Ungerbröck:
Ang Lee und seine Filme
Schüren Verlag
Ang Lee hat sich seit seinem Debut „Pushing Hands“ (1992) bis zu seinem jüngsten Werk „Taking Woodstock“ (2009) als einer der originellsten und facettenreichsten Filmemacher des gegenwärtigen Weltkinos etabliert. Geboren 1954 in Taiwan, mit 23 in die USA ausgewandert, arbeitet Lee in Amerika ebenso wie in China. Dreht Filme in nahezu allen Genres. Vom Melodram über den Action-Comic bis zum Martial Arts- und dem Western-Kriegsfilm. Dabei ist er schwer zu fassen zu bekommen. Die beiden österreichischen Filmjournalisten Michael Pekler und Andreas Ungerbröck haben in ihrer Monographie „Ang Lee und seine Filme“ kluger weise Lee’s Welt und Arbeitsweise an drei wesentlichen Punkten – Menschen, Orte, Zeiten – festgemacht.
Durch diesen analytischen Kunstgriff machen sie den Kosmos seiner Filme – zwischen „The Wedding Banquet“, „Sense and Sensibility“, „Crouching Tiger, hidden Dragon“, „Brokeback Mountain“ und „Lust Caution“ – auf überzeugende Weise transparent. Verhelfen sogar dem viel gescholtenen „Hulk“ zur Ehrenrettung. Tatsächlich lohnt es sich, diesen seltsamen Film nach der Lektüre noch einmal an zu sehen. Das Ganze wird durch ein klug geführtes Gespräch mit Ang Lee ergänzt und in einer kommentierten Chronologie der Filme weiter vertieft. Geistreich geschrieben ohne selbstgefällige Feuilletonismen und mithin angenehm zu lesen.
Das trifft im Übrigen auch auf „Das Kino des Ang Lee: Im Atem des verborgenen Drachen“ von Isabell Gössele zu. Zumal bei ihrer umfang-reichen Werkanalyse nicht zu übersehen ist, dass es sich dabei um eine wissenschaftliche Arbeit handelt. Geschickt gelang es der Autorin (inzwischen Redakteurin bei SWR.de) den wissenschaftlichen Anspruch in einer auch für den Nichtwissenschaftler lesbare Form zu bringen.
Im Großen und Ganzen kommt Gössele zu denselben Schlüssen wie Pekler und Ungerbröck. Spannend: die unterschiedliche Vorgehensweise. So ergänzen sich beide Bücher vorzüglichen und locken einen unwiderstehlich, in die Filme Ang Lees einzutauchen. Was kein Problem ist, es gibt sie alle („Pusching Hands“ als Import) auf DVD. Also einigeln, lesen, schauen und immer wieder staunen!