In der vergangenen Nacht ist Werner Schroeter an seiner schweren Krebserkrankung gestorben. Er wurde 65 Jahre alt und war seit Jahrzehnten einer der wichtigsten deutschen Film-und Theaterregisseure mit internationaler Reputation.
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„Come per me serena“ aus Bellinis „La Sonnambula“ war eine von Werner Schroeters Lieblingsarien. Natürlich in einer Aufnahme mit Maria Callas. Die „Diva Assoluta“ und die italienische Oper haben Werner Schroeter seinen Leben lang tief beeindruckt und sein Werk entscheidend geprägt. Aus dieser Musikerfahrung in Verbindung mit dem amerikanischen Undergroundfilm Andy Warhols entstanden Ende der 1960er Jahre Schroeters erste Filme: „Eika Katappa“ zum Beispiel oder „Der Tod der Maria Malibran“. Dafür suchte und fand ein eigenes Ensemble zu dem Carla Aulaulu, Ellen Umlauf und vor allem die früh verstorbene Magdalena Montezuma gehörte. Mit ihnen drehte Werner Schroeter 1971 eine eigenwillige Version der „Salome“ nach dem Text von Oscar Wilde:
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Später hat Werner Schroeter in Bochum und Düsseldorf sein Lieblingsstück „Salome“ auch für die Bühne inszeniert. Theater und Film waren für ihn untrennbar mit einander verbunden. So haben seine Filme immer etwas pointiert Theatralisches und seine Theater-und Operninszenierungen etwas filmisches Distanziertes. In beiden Ausdrucksformen ist er seinem individuellen Stilwillen über Jahrzehnte treu geblieben. Das unterscheidet ihn von seinen frühen Weggefährten Rainer Werner Fassbinder, Werner Herzog, Alexander Kluge und vor allem Rosa von Praunheim. Mit ihm hat er nicht nur die ersten Filme gemeinsam gedreht. Die beiden verbindet auch ihre Homosexualität, die sie öffentlich machten, als das noch nicht Mode war. Ein Schlüsselwerk in der Mitte seines Lebens inszenierte Werner Schroeter 1990 mit „Malina“ nach dem Roman von Ingeborg Bachmann. In der Titelrolle Isabele Huppert:
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„Malina“ versucht in einer Welt voller Angst und Schrecken sich selbst nicht zu verlieren. Werner Schroeter sah in der hochsensiblen Ich-Erzählerin des Roman ein alter ego. Wie Malina suchte er – feinnervig und absolut integer – nach Wegen, um als Künstler in dieser Welt unbeschädigt zu bestehen. Darum geht es auch in seinem letzten Film „Die Nacht – Nuit de chien“:
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Werner Schroeter: Pressekonferenz nach der Uraufführung von „Die Nacht – Nuit de chien“ bei den Filmfestspielen von Venedig 2008:
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Mit Werner Schroeter ist einer der großen Film-und Theatermagier unserer Zeit gestorben – dessen Werk jedoch in seinen Nachwirkungen auf nachfolgende Generationen weiterleben wird.