In Interviews betonte Frank Giering häufig, der Reiz seines Berufes liege für ihn in der Möglichkeit, der dunklen Seite einer Persönlichkeit Ausdruck zu verleihen. Das begann mit der impertinent bösartigen Verkörperung eines „Gesellen“ in Michael Hanekes Adaption von Kafkas „Das Schloss“ (1997).In selben Jahr war Giering dann als Mensch gewordenes Monster in „Funny Games“ zu sehen, mit dem ebenfalls Michael Haneke einen der verstörendsten Filme der letzten Jahrzehnte gedreht hat. Gierings sagte auch noch zehn Jahre später, diese Rolle verfolge ihn nach wie vor in seinen Alpträumen. Inzwischen war der Schauspieler bekannt und als Ausnahmetalent des deutschen Films gehandelt worden. Unter diesem Druck verausgabte sich Frank Giering zwischen 1998 und 2004 mit drei bis vier Filmen pro Jahr.
2004 bei den Berliner Filmfestspielen ein Desaster, das er als persönliche Katastrophe erlebte: Romuald Karmakars Verfilmung von Jon Fosses „Die Nacht singt ihre Lieder“, in der Frank Giering neben Anne Ratte-Polle die Hauptrolle spielt, wird bei der Pressevorführung nieder gelacht. Während der Regisseur bei der anschließenden Pressekonferenz seine Arbeit gegenüber einer feixenden Journaille zu verteidigen suchte, schwieg ein sichtbar verstörter, blasser Frank Giering. Zwei Jahre vorher hatte „Baader“ von Christopher Roth, in dem Giering die Titelrolle spielt, ein ähnliches Schicksal erfahren. Das ambitionierte Psychogramm des RAF-Aktivisten fiel im Wettbewerb um die Berliner Bären durch.
Vor diesem Hintergrund scheint die Auszeichnung mit dem „Deutschen Fernsehpreis“ als „Bester Nebendarsteller“ in „Der Mörder ist unter uns“ für Frank Giering nur ein schwacher Trost gewesen zu sein. In den letzten Jahren war er vorwiegend in Rollen zu sehen, die unter seinem früheren Niveau lagen: als Kommissar in der ZDF-Serie „Der Kriminalist“ oder in „Störtebeker“.
Frank Giering war ein Getriebener, dem die Mitte zwischen Beruf und Leben in einer gnadenlosen Branche verloren gegangen ist. Trost in der Trauer um den Verlust eines großen Schauspielers und außergewöhnlichen Menschen gibt die Hoffnung, dass Frank Giering jetzt Ruhe und den Frieden mit sich selbst gefunden hat.