Deutschland 2012
Regie: Helmut Dietl
Mit Michael Bully Herbig, Karoline Herfurth, Harald Schmidt, Götz George u.v. a.
Kinostart: 2. Februar 2012
Sein melancholisch-spöttelnder Blick auf die Münchner Schickeria haben Helmut Dietl bekannt gemacht. Seine TV-Serien „Monaco Franze“ und „Kir Royal“ wurden ebenso hoch gelobt wie seine bissige Satire „Schtonk“ über die gefälschten Hitler-Tagebücher. Das ist alles lange her. Nach seiner Kunstpause präsentiert Dietl in dieser Woche seinen neuen Film „Zettl“. Das Drehbuch hat er diesmal nicht mit Patrick Süskind, sondern mit Benjamin Stuckrad-Barre als Ko-Autoren geschrieben. Anstelle von Franz-Xaver Kroetz spielt Michael Bully Herbig die Hauptrolle.
Der reiche Schweizer Mäzen Urs Doucier (Ulrich Tukur) wollte dem Münchner Skandalreporter Baby Schimmerlos in Berlin zu einem Comeback mit der Hochglanz-Illustrierten „The Berliner“ verhelfen – über gesellschaftlichen Klatsch und Trasch aus den Schlafzimmern der Bundeshauptstadt. Leider kommt es nicht dazu. Schimmerlos verunglückt tödlich, als er mit seiner Harley-Davidson einen Pfeiler des Brandenburger Tors rammt. Kurz entschlossen macht Herr Doucier seinen Chauffeur Max Zettl (Michael Bully Herbig) zu Schimmerlos Nachfolger, weil der sich im Berliner Nachtleben bestens auskennt….
Nach dem ein, vom Cartoonisten Ivan Steiger gezeichneter Vorspann die Brücke von „Kir Royal“ in die Gegenwart, von München nach Berlin, geschlagen hat, beginnt Helmut Dietl seine Fortsetzung „Zettl“: Eine Nummern-Revue der schrägen Typen, die in Berlin-Mitte hemmungslos nach Sex und Macht gieren. Zum Beispiel drängt es den schwäbischen Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern Conny Scheffer (Harald Schmidt) ins Amt des Bundeskanzlers.
Der amtierende Kanzler (Götz George) steht wegen Alzheimer und Potenzschwäche auf der politischen Abschussliste. Deshalb stehen in allen Parteien potentielle Nachfolger in den Startlöchern.
Außer Conny Scheffer noch die Berliner Oberbürgermeisterin Veronique von Gutzow (Dagmar Manzel). Die ist aber „Bi“ und braucht erst noch eine Geschlechtsumwandlung, um wählbar zu sein usw., usw…. Irgendwann geht der Film „Zettl“ dann zu Ende und der Zuschauer dankt dem Himmel, dass er das noch erleben durfte. Schon lange nicht mehr war ein Film öder, dass gründeln unter der Gürtellinie dümmer und überhaupt nicht lustig – schlimmer noch: fürchterlich langweilig!
Die Auftritte von Harald Schmidt als schwäbelnder Politiker sind ebenso eine Zumutung wie Götz George als sabbernder Kanzler oder Dagmar Manzel als Drag-Queen. Ganz zu schweigen von Ulrich Tukur, der schwizerdütschen muss. Auch Karoline Herfurth als Angehörige des horizontalen Gewerbes kann einem leid tun…
Dann und wann karrt Senta Berger Dieter Hildebrandt im Rollstuhl durchs Bild – Mona Mödlinger und Herbie Fried: beide Urgestein aus „Kir Royal.
In diesem kryptischen Unfall einer Polit-Satire kaspert Bully Herbig als Aufsteiger Max Zettl hilflos durch die Szenerie. Nach seiner künstlerischen Bauchlandung bei „Hotel Lux“ wird endgültig klar: der Mann ist eine schauspielerische Katastrophe.
Doch gemach: Das „Zettl“ –Desaster von Helmut Dietl und seinem Co-Autor Benjamin von Stuckrad-Barre lässt sich entschuldigen: In Zeiten von Christian Wulff, Tattoo Betty, den Glaesekers und Guttenbergs findet die wirkliche Politsatire nämlich nicht im Kino, sondern – bellevue – in der Realität statt.
A propo Wulff: einer der Produzenten von „Zettl“ ist David Groenewold, der den Wulffs in der Vergangenheit ab und zu ein schönes Hotelzimmer spendierte. So hat am Ende die Wirklichkeit den Film durch die Hintertür dann doch wieder eingeholt und schlagartig wird alles klar:
Natürlich! Das Niveau von „Zettl“ entspricht einfach den Verhältnissen und seinen Akteuren! Jeder bekommt eben die Satire, die er verdient…