Deutschland 2014
Regie: Johannes Naber
Mit Devid Striesow, Sebastian Blomberg, Katharina Schüttler
Kinostart: 22. Mai 2014
Johannes Naber – der Sohn des legendären SWF-Hörspiel-Chefs Hermann Naber – hat sich mit seinem Spielfilm-Debut „Der Albaner“ einen Namen gemacht. Bei der diesjährigen Berlinale wurde sein neuer Film „Zeit der Kannibalen“ uraufgeführt. Ging es in „Der Albaner“ um Armutsflüchtlinge, geht es diesmal um die Mit-Verursacher der Armut in der Welt: Investmentmanager.
Frank Öllers und Kai Niederländer haben Karriere gemacht: als Unter-nehmensberater in den Diensten eines Globalplayers sind sie rund um den Erdball unterwegs. Sie logieren in den besten Hotels, Geld spielt keine Rolle. Ihren Job erledigen die beiden in der Regel per Telefon und E-Mail. Falls sich dann doch der persönliche Kontakt mit einem Klienten nicht vermeiden lässt, hat der meistens das Nachsehen.
Eben in einer afrikanischen Metropole unterwegs, erreicht Öllers und Niederländer die Nachricht, dass ihr Kollege Hellinger in den Olymp des Unternehmens aufgestiegen ist: d. h. er wurde zum Teilhaber berufen. Da steht nun die bange Frage im Raum, wer wird Hellingers Nachfolger, bekommen die Karrieren von Öllers und Niederländer einen Schub oder droht gar der Abstieg in der Karriereleiter?
Aufatmen: Hellinger hat keinen Nachfolger, sondern eine Nachfolgerin und die heißt Bianca. Verbindlich im schwarzen Kostüm macht sie keinen schlechten Eindruck, typisch Frau eben und noch sensibel, wo sich ihre männlichen Kollegen schon längst keine Gedanken mehr machen.
Wie Öllers und Niederländer zu spät feststellen, dass es sich bei Bianca um eine ziemlich abgebrühte Powerfrau handelt, die ihre selbstgefälligen Kollegen ans Messer liefert, ohne mit der Wimper zu zucken, erzählt Johannes Naber in seiner rabenschwarzen Satire „Zeit der Kannibalen“…
Psychologisch genau geht es in diesem Film um Typen, die einem das Gruseln lehren und von denen man Dank Leman-Brothers und Konsorten zwischen BER-Flughafen und Stuttgart 21 weiß, welches Unheil sie anzurichten im Stande sind.
Devid Striesow, Katharina Schüttler und Sebastian Blomberg geben ihnen ein erschreckend realistisches Profil.
Zur Raffinesse von „Zeit der Kannibalen“ gehört, dass er fast aus-schließlich in der Suite der Manager in einem Luxushotel spielt. Trotzdem nimmt einen dieser außergewöhnliche Film mit in das Wesen heutiger Manager, bei denen sich hinter einer eiskalten zynischen Fassade seelische Krüppel verbergen.
Nach „Zeit der Kannibalen“ ist man um einige Illusionen ärmer, begreift aber, warum manches in unserer Welt so schief läuft. Es sind eben die Öllers und Niederländers, die hier zu Gange sind…