Charmant, ungebrochen geistreich, anscheinend alterslos: das ist Wolfgang Kohlhaase! So würde jeder gerne 80 werden. Vielleicht liegt das Geheimnis in seiner Neugier auf die Welt, ihre Menschen und die Lust am Kreativen…
Sein erstes Drehbuch schrieb Wolfgang Kohlhaase 1952. Zusammen mit dem Regisseur Gerhard Klein entwickelte er in den nächsten Jahren ein ganze Reihe realistischer Berlin-Filme, die ihn in der DDR als Autor bekannt machten. Dabei blieb Kohlhaase zum offiziellen SED-Kulturbetrieb immer auf Distanz.
Auch zu Westdeutschland hatte er nie Berührungsängste: 1985 schrieb er für die von Bernhard Wicki inszenierte deutsch-deutsche Koproduktion „Die Grünstein-Variante“ das Drehbuch. Im Gegensatz zu den meisten seiner ostdeutschen Kollegen konnte Wolfgang Kohlhaase nach der „Wende“ 1989 ohne Unterbrechung weiter arbeiten – zum Beispiel mit Volker Schlöndorff. Große gesamtdeutsche Erfolge feierte er in letzter Zeit zusammen mit Andreas Dresen, für dessen Hit „Sommer vorm Balkon“ schrieb er 2006 das Script. Das höchst amüsant zu lesende Buch zum Film ist im Aufbau Taschenbuch Verlag erschienen.
Elegant wie kein anderer brachte und bringt Kohlhaase die Verhältnisse auf den Punkt. Zuletzt bei „Whisky mit Wodka“, Regie: Andreas Dresen 2009. Ein altersweiser Film über die Absurditäten zwischen Film und Wirklichkeit.
Ob Ost oder West: Wolfgang Kohlhaase ist immer er selbst geblieben: Seine Karriere begann kurz nach dem Zweiten Weltkrieg als Filmkritiker für die FDJ-Zeitschrift „Junge Welt“. Da heißt es in einer Kritik des 17jährigen kess: „Die Hauptdarstellerin heißt Lotte Koch und filmt. Besser wäre es sie hieße Lotte Film und kochte“.
Mit Anfang 20 wagte Wolfgang Kohlhaase mit dem etwas älteren Gerhard Klein als Regisseur den Schritt von Theorie zur Praxis. „Alarm im Zirkus“ hieß ihr erster gemeinsamer Film 1952. Vorbild war der italienische Neorealismus.
Dabei spielte die besondere Atmosphäre Berlins in den frühen 1950er Jahren eine wichtige Rolle. Mit den Sektoren der Besatzungsmächte, eine Schnittstelle zwischen Ost und West.
Der Stadt ist Kohlhaase bis heute treu geblieben.
Wie kaum ein anderer aus den Zeiten der Defa hat Kohlhaase die „Wende“ ohne Einbußen überstanden. In DDR-Zeiten hat er mit allen wichtigen Regisseuren zusammen gearbeitet – zum Beispiel mit Konrad Wolf. 1980 schrieb Kohlhaase für Wolf das Buch zu „Solo Sunny“ und führte Ko-Regie.
„Solo Sunny“ erzählt die Geschichte einer Frau, die mit dem Mut der Verzweiflung versucht, sich nicht unterkriegen zu lassen. Ein zentrales Thema bei Wolfgang Kohlhaase: sich nicht unterkriegen lassen. Dabei geht es bei ihm immer um Anstand und Menschlichkeit: im Privaten, wie im Beruflichen, vor und hinter der Leinwand.