USA 2013
Originaltitel: We are the Millers
Regie: Rawson Marshall Thurber
Mit Jennifer Aniston, Jason Sudeikis, Emma Roberts, Nick Offerman
Kinostart: 29. August 2013
Der amerikanischen Gesellschaft und damit auch dem amerikanischen Film geht es augenblicklich nicht sonderlich gut: für die mit viel Geld hergestellten Apokalypsen auf der Leinwand finden sich immer weniger Zuschauer. Selbst wenn das Ganze komisch sein soll wirkt es doch verkrampft wie zum Beispiel bei „Lone ranger“. Was den Großen in Hollywood misslingt, eröffnet kleinen Produktionsfirmen die Möglichkeit der Profilierung. So überrascht „New Line“ mit einer bissigen Satire auf beinahe alles, was dem Amerikaner lieb und wert ist – vom Familienfrieden bis zum Caravan-Urlaub. Der Film heißt „Wir sind die Millers“. Inszeniert hat ihn Rawson Marshall Thurber.
David Clark führt ein angenehmes Leben unter der Sonne Kaliforniens. Er dealt mit Drogen auf bescheidenem Level. Natürlich ist das nicht legal, aber David legt Wert auf moralische Integrität und verkauft deshalb grundsätzlich nicht an Kinder. Außerdem ist er ein Gemeinschaftsmensch und hilft, wenn es Not tut. Das wird ihm in einer selbstsüchtigen Welt zum Verhängnis. Als er einem Teenager beistehen will, den ein Trupp Punks attackiert, nehmen die ihm seinen Stoff und die Tageseinahmen ab. Sein Chef ist darüber wenig erfreut. Würde aber darüber hinweg sehen, wenn David nach Mexiko reisen und eine etwas größere Menge Koks in die USA schmuggelte. Dafür steht ein Luxus-Caravan zur Verfügung! Um keinen Verdacht zu erregen, müsste David ganz und gar seriös in Familie reisen. Leider hat er keine Familie und deshalb muss improvisiert werden. Da wäre zum Beispiel Rose, die in der Kneipe an der Ecke als Stripperin arbeitet.
Mit etwas Charme, Überzeugungskraft und der Aussicht auf Gewinnbeteiligung lässt sie sich auf das Abenteuer ein. Die Gattin wäre also gefunden! Jetzt fehlen nur noch die Kinder: der halbwüchsige und etwas begriffsstutzige Kenny von Nebenan lässt sich nicht zweimal bitten; schwieriger wird es mit der Straßengöre Casey. Auch sie wünscht finanzielle Absicherung. Wie im richtigen Leben, geraten die falschen Geschwister bei erster Gelegenheit aneinander…
Ansonsten machen sich die „Millers“ als richtig schnuckelige Familie auf den Weg nach Mexiko, wo sie ein überaus schickes Wohnmobil erwartet: Da stört es nicht weiter, dass selbst der Kühlschrank mit Kokspaketen vollgepackt ist. Da Camper in den USA eine einzige große Familie sind, finden die Millers wider Willen Anschluss.
Regisseur Rawson Marshall Thurber gehört zu den originellsten Newcomern unter den amerikanischen Filmemachern. Eine Art Woody Allen der neuen Generation. Allerdings sportiver und weniger elegisch. Aber mit dem selben hintergründigen jüdischen Humor. Zuletzt hat Rawson Marshall Turber aus Michael Chabons Roman „Die Geheimnisse von Pittburgh“ einen ebenbürtigen sarkastischen Film über den ungewöhnlichen Verlauf einer Dreiecksbeziehung gedreht.
Bei „Wir sind die Millers“ kennt Thurber kein Erbarmen mit Grundfesten der Familie: pointenreich inszeniert er den Drogenschmuggel seiner künstlichen Familie als Hindernislauf. Nicht nur jenseits von Recht und Ordnung, sondern im steten Kampf mit den Konventionen. So lustvoll und hinreißend komisch hat man das Spiel mit Tabus und die Suche nach der heilen Welt schon lange nicht mehr im Kino gesehen. Also der ideale Film zum Ferienausklang….