Originaltitel: „Welcome to the Rileys“
USA 2010
Regie: Jake Scott
Mit James Gandolfini, Kristen Stewart, Melissa Leo
Kinostart: 7. April 2011
Im unüberschaubaren Filmangebot der Kinos gibt es immer wieder Entdeckungen: dazu gehört in dieser Woche die amerikanische Außenseiter-Produktion „Willkommen bei den Rileys“. Ein auf den ersten Blick unspektakulärer Film von Jake Scott, dem Sohn des für spektakuläre Filme wie „Gladiator“ bekannten Regisseurs Ridley Scott. Besetzt mit Schauspielern in Rollen, die im Gegensatz zu ihrem Image stehen: James Gandolfini, der prollige Mafia-Boss aus „The Sopranos“ als sensibler Dienstreisender, Kristen Stewart aus den „Twilight“-Verfilmungen als minderjährige Prostituierte und Melissa Leo, die aus schrillen Rollen („The Fighter“) bekannt ist, als depressive Mutter, die den Tod ihrer Tochter nicht verkraften kann.
Doug Riley (James Gandolfini) gehört die Hälfte eines Baumarkts. Gediegener Mittelstand. Er redet nicht viel. Deshalb setzt sich Doug Riley bei der erstbesten Gelegenheit bei einer Messe in New Orleans von seinen Kollegen ab und streift durch die Stadt. In einem weniger besseren Viertel gerät der Geschäftsmann in eine Nachtbar, in der sich die Damen des Hauses nicht nur vor dem männlichen Publikum ausziehen, sondern auch für weitere Dienstleistungen zu haben sind.
Da trifft er ein Mädchen (Kristen Stewart), das sich Mallory nennt und mit ihren 15 auf dem Baby-Strich ist. Ein verstörtes Kind. Sie reagiert irritiert, als Doug mit ihr zwar ins Chambre separé geht, aber nicht mit ihr schlafen, sondern nur mit ihr reden will…
Anstatt sich um die weiteren Messe-Meetings zu kümmern, mietet sich Doug bei Mallory in ihrem schlichten Suburbian-Appartement ein. Sie nennt ihn „Sugardaddy“…
Warum Doug die platonische Nähe zu Mallory als „Sugardaddy“ sucht, hat einen persönlichen, traumatischen Grund: Mallory erinnert ihn an seine Tochter, die bei einem Verkehrsunfall getötet wurde, als sie im Alter von Mallory war Seit dem besteht die Ehe zwischen Doug und seiner Frau Lois (Melissa Leo) nur noch in einem wortlosen Nebeneinander. Lois hat seitdem das Haus nicht mehr verlassen. Erst jetzt, nach dem Doug mit der Trennung droht, überwindet sie sich und schlägt den Weg nach „draußen“ ein.
Eltern-Kind-Traumata auf der Leinwand sind keine Seltenheit. Jake Scott ist mit „Willkommen bei den Rileys“ eine bemerkenswerte Variation gelungen – obwohl die Handlung auf den ersten Blick wenig Neues verspricht.
Ohne viele Worte erzählt er von dem zunächst zaghaften Versuch Dougs, bei Mallory eine Art Vaterrolle zu übernehmen. Sie nimmt die Tochter-Rolle mit ambivalenten Gefühlen an. Dabei mischt sich Dankbarkeit mit Mitleid. Sensibel lotet der Regisseur in seinem Film komplexe Gefühle aus.
Gegen Ende spielt Dougs Frau Lois eine zunehmend wichtige Rolle: Sie ist ihrem Mann nachreist und lernt Mallory kennen. Auch bei ihr bleibt die Ähnlichkeit mit der toten Tochter nicht ohne Wirkung. Nach Jahren der selbst gewählten Isolation voller Schuldgefühle und tiefer Depression finden Lois und Doug zu einem neuen Verhältnis zu ihrer Trauer. Dabei hilft ihnen trotz der eigenen Entwuzelung lebenskluge Mädchen.
Das macht „Willkommen bei den Rileys“ nicht nur zu einer berührenden Reflektion über das Wesen von Trauerarbeit, sondern auch über das Verhältnis zwischen den Generationen. James Gandolfini, Kristen Stewart und Melissa Leo tragen mit ihrer Schauspielkunst dazu bei, dass das Ganze nicht in den sentimentalen Untiefen des Melodrams versinkt. Im Gegenteil, der Zuschauer das Kino mit einem guten Gefühl verlässt. Also: Willkommen bei den Rileys!