Deutschland 2011
Regie: Robert Thalheim
Mit Friederike Becht, Luise Heyer, Franz Dinda, Volker Bruch
Kinostart: 25. August 2011
Der „Plattensee“ oder „Balaton“ in Ungarn ist einer der größten europäischen Binnenseen und ein beliebtes Touristen-Ziel. Vor allem bevor der „Eiserne Vorhang“ fiel. Am Balaton spielt der neue Film „Westwind“ von Robert Thalheim, der mit „Netto“ (2004) und vor allem „Am Ende kommen die Touristen“ (2006) international bekannt geworden ist. Vor allem für sein Fingerspitzengefühl, mit dem er private Konflikte in einen gesellschaftspolitischen Kontext zu stellen vermag. Auch diesmal wieder.
Was den Westdeutschen Mallorca, war für die Ostdeutschen der Balaton in Ungarn: dahin dürfen im Sommer 1988 auch die halbwüchsigen Zwillinge Isabel (Luise Heyer) und Doreen (Friederike Becht) reisen. Als Belohnung für ihre Erfolge im Rudern und weil der „Plattensee“ ausgezeichnete Trainingsmöglichkeiten bietet. Insofern sind den Ferien zeitliche und räumliche Grenzen gesetzt: Das sozialistische Pionierlager ist eingezäunt und darf eigentlich nicht verlassen werden.
Die beiden Wessis Arne (Franz Dinda) und Nico (Volker Bruch) gehören eigentlich nicht zum Programm der Leistungssportlerinnen aus Ost-Berlin. Zuerst ist es der Reiz des Verbotenen die die beiden Mädchen aus Ost-Berlin über den Lager-Zaun zu den Hamburgern klettern lässt. Im Laufe des Films „Westwind“ wird daraus eine Herzensangelegenheit.
Schließlich nimmt das Ferien-Tét-a-tét eine dramatische Wendung, Isabel und Doreen wollen mit Hilfe der beiden Jungs und deren VW die Flucht in den Westen wagen.
Nur Doreen geht schließlich in den Westen, während Isabel bleibt. Nüchtern erzählt Robert Thalheim in „Westwind“ eine unspektaku-läre Fluchtgeschichte. Es ist die Geschichte der Produzentin des Films Susann Schimk, die auch am Drehbuch mitgeschrieben hat. Die authentische Erfahrung mit den Gesetzmäßigkeiten einer kinotauglichen Fabel in Einklang zu bringen, bedeutete eine besondere Herausforderung für die Macher von „Westwind“.
Dem Regie -Geschick Robert Thalheims ist es zu verdanken, das der Balance-Akt zwischen dokumentarischer Glaubwürdigkeit und einem dennoch spannenden Kino-Plot geglückt ist. Das Dramatische kippt nie ins melodramatisch Affektierte um, sondern konzentriert sich punktgenau auf das Wesentliche. Das macht „Westwind“ zu einem spannenden Film über ein Kapitel der deutschen Geschichte, das bereits nach 20 Jahren Lichtjahre entfernt scheint… Die Produzentin Susann Schimk erinnert sich:[media id=223 width=320 height=20]
Dazu ergänzend: der Regisseur Robert Thalheim im Gespräch:[media id=224 width=320 height=20]
Naschkatze
Den werde ich mir auf jeden Fall anschauen. Danke für die Rezension!