Claude-Oliver Rudolph: Mein Powerprogramm für echte Männer (Nymphenburger Verlag)
Christine Kaufmann: In Schönheit altern – Eros, Weisheit & Humor (Amalthea Verlag)
Abi Ofarim: Licht & Schatten (Langen/Müller Verlag
Claude-Oliver Rudolph ist ein tougher Typ – als Schauspieler und als Mensch. Seine Karriere hat er als Mannschaftsmitglied von „Das Boot“ begonnen. Dann gab es da allerlei Höhen und tiefe Tiefen – bis er seinen Platz in deutschen Fernseh-Serien gefunden hat. Eben wurde Rudolph als „Stimme“ von Mickey Rourke in „The Wrestler“ für den „Deutschen Preis für Synchron“ nominiert, der heute Abend in Potsdam verliehen wird.
Claude-Oliver Rudolphs Buch heißt „Mein Powerprogramm für echte Männer“ und ist bei Nymphenburger erschienen. Die Inspiration dafür bekam er auf dem Jakobsweg. Also was ist ein „echter Mann“? Rudolph (Jahrgang 1956) verrät es uns gleich auf Seite 10: „Ein echter Mann ist einer, der eine Frau in der U-Bahn verteidigt, ihr im Restaurant aus dem Mantel hilft und den Wein aussucht.“ Also bitte! Das kann doch nicht so schwer sein! Im weiteren Verlauf seines Buches klärt der Autor den Leser dann darüber auf, das mit ein paar Hantel, Liegestützen und Schattenboxen noch bestehende Defizite auszugleichen sind. Natürlich gehört dazu Durchhaltevermögen (nicht nach zehn Situps schlapp machen!) und Disziplin. Weil es daran mangelt – nicht nur bei Herrn Kachelmann und in der Katholischen Kirche – gibt es „leider fast keine echten Männer mehr“, wie Rudolph bedauernd feststellt. Also ran an den Speck!
Weiter hinten unterscheidet sich „Mein Powerprogramm für echte Männer“ dann nicht mehr wesentlich von ähnlichen „Powerprogrammen“ für sportive Damen und Herrn. Allerdings besticht das Buch durch Rudolphs Mut zur Ehrlichkeit: wenn er sich im Feinrippunterhemd beim Bankdrücken ablichten lässt, dann ist eine gewisse Fülle in der Leibesmitte nicht zu übersehen. Vielleicht trägt er deshalb häufig eine Sonnenbrille. Dadurch verwischen sich die Konturen.
Herzensgut meint es auch Christine Kaufmann, das einstige „Rosen-Resli“ mit „In Schönheit altern – Eros, Weisheit & Humor“. Das Buch ist bei Amalthea erschienen, einem Verlag, der im Esoterischen zu Hause ist: der in die Jahre gekommenen Schauspielerin geht es folglich nicht nur um äußere Fitness, sondern um innere Wert, auf die es sich zu besinnen gilt: „Eros macht den Unterschied zwischen Lebenslust und Überdruss aus. Es verschärft die Kontur der Augenblicke“, heißt es gleich zum Anfang. Dabei ist „die Erfahrung des Erotischen nichts weniger als eine Lebensart!“
Leider, leider kommen da eine verkorkste Öffentlichkeit und die schrecklichen Medien dazwischen. So ist es nicht leicht, ein lockerer erotischer Mensch zu sein. Wie wir diesen dunklen Kräften (z. B. den Erotikmessen und Pornos) widerstehen können, hat Frau Christine in ihrem langen Leben erfahren. Diese Erfahrungen gibt sie jetzt an die leidige Welt weiter: Zum Beispiel: „Um sich zu üben und nicht als Müllbeutel des Konsums zu enden, sind die einfachen Dinge wichtig. Mit ausgedehnten, intensiven Spaziergängen kann man die Umwelt auf vollkommen neue Weise wahrnahmen“.
Das kann sich sogar ein Hartz 4-Bezieher leisten! Etwas aufwändiger ist es dann schon mit dem „Chi“. Aber mit etwas Übung (siehe auch Rudolph „Mein Powerprogramm für echte Männer“) wird man/frau auch das schaffen! Wenn der Mensch innerlich gefestigt ist, weist ihm Christine Kaufmann schließlich auch noch den Weg durch den Dschungel der Äußerlichkeit: etwa bei der dringenden Frage: wie kleide ich mich angemessen bei Familienfesten. Wer nach der Lektüre „In Schönheit altern“ noch Probleme hat, ist selber schuld!
Bedauerlicher Weise erscheinen die Bücher der Rudolphs und der Kaufmanns erst jetzt: damit hätte der Sänger Abi Ofarim („Cinderlla Rockefella“) nur Licht in seinem 71jährigen Leben gehabt und kein Buch mit dem Titel „Licht & Schatten“ (Langen/Müller) schreiben müssen bzw. von einer Ghostwiterin mit dem interessanten Namen „Shirley Seul“ schreiben lassen.
Auch Ofarim möchte erzählen, wie er Krisen immer wieder in den Griff bekommen hat. Wer das erlebt hat, den drängt es förmlich, anderen Lebenshilfe zu geben. Motto: Bloß nicht unterkriegen lassen. Im Gegensatz zu Rudolph und Kaufmann hat es sich Abi dabei arg einfach gemacht. Deskriptiv holpert sein Buch durch die Höhen und Tiefen eines Lebens, bei dem der Glamour immer dem billigen Imitat nahe war.
Und doch passt „Licht & Schatten“ in die Reihe der publizistischen Versuche sogenannter Prominenter, nicht dem endgültigen Vergessen anheim zu fallen. Das macht die Bücher – vermutlich unfreiwillig – interessant. Sie offenbaren eine spezielle Mentalität, deren Träger den Kontakt zur Wirklichkeit verloren haben und sich mit ihrer Weltfremdheit hemmungslos bloß stellen. Man könnte das Tragisch nennen, wenn dabei nicht das unsäglich Eitle wie Fettaugen auf der Brühe oben schwimmen würde. Nach der Lektüre wird verständlich, warum Fernsehproduzenten auf die Idee zu Sendungen „Hilfe ich bin ein Star, holt mich hier raus“ kommen.