Deutschland/Österreich 2009
Regie: Wolfgang Fischer
Mit Ludwig Trepte, Frederick Lau, Alice Dwyer, Bibiana Beglau, Andreas Patton
Kinostart: 7. Juli 2011
Film ist ein Risikogeschäft. Inzwischen scheuen immer mehr Verleihfirmen das Risiko, auf ihren schwierigen Film sitzen zu bleiben. Da hilft inzwischen keine noch so prominente Besetzung mehr in Verbindung mit dem opulenten CinemaScope-Format. Auch Auszeichnungen auf internationalen Filmfestivals sind keine Garantie für einen Publikumserfolg. Die Qualität des betreffenden Films spielt dabei keine Rolle, wenn das Thema jenseits des Gängigen angesiedelt ist. Deshalb kann es vorkommen, dass wahre „Perlen“ übersehen werden. Zum Beispiel die österreichisch-deutsche Koproduktion „Was du nicht siehst“. In den Hauptrollen die deutschen Jung-Stars Ludwig Trepte und Frederick Lau, an der Seite von Bibiana Beglau. Inzwischen ist der bereits 2008 gedrehte Film auf über einem Dutzend Festivals gelaufen. Jetzt hat sich ein kleiner Arthaus-Verleih des Films erbarmt und startet „Was du nicht siehst“ diese Woche in den Kinos.
Spätsommer in der Bretagne. Nachsaison. Die Tage werden bereits wieder kürzer, das Baden im Meer zu einer kühlen Angelegenheit. Umso schöner der Blick aus den großen Fenstern des luxuriösen Ferienbungalows auf den Stand und die Küste.
Um seiner Mutter (Bibiana Beglau) einen Gefallen zu tun und weniger aus eigenem Antrieb, ist der 17jährige Anton (Ludwig Trepte) noch einmal in den gemeinsamen Urlaub mitgekommen. Nach dem Tod des Vaters sollen die Tage am Meer auch dazu dienen, Paul (Andreas Patton) näher kennen zu lernen, Mutters neuen Lebensgefährten.
Höflich, aber distanziert, versucht der gut erzogene Anton die Erwartungen seiner Mutter und des Stiefvaters in spe zu erfüllen. Da lernt er David (Frederick Lau) und Katja (Alice Dwyer) kennen. Die Geschwister sind in seinem Alter und machen im Nachbarhaus Ferien.
David ist das Gegenteil von Anton: zynisch mit einem gelegentlichen Hang zum Bösartigen, dann wieder verschlossen depressiv. Katja be-trachtet die Ausfälle ihres Bruders mit ironischer Gelassenheit. Es stellt sich heraus, dass traumatische Erfahrungen die drei verbinden: David und Katjas Eltern sind bei einem Unfall umgekommen, Antons Vater beging Selbstmord…
Der Österreichische Regisseur Wolfgang Fischer lädt mit seinem Debut „Was du nicht siehst“ zu einer filmischen Wanderung durch die Abgründe der Seele ein. An Ödön von Horwarth ebenso geschult wie an Thomas Bernhard und Elfriede Jelinek drehte er einen Alptraum, in dem das Böse nach und nach die Oberhand gewinnt. Wenn seine drei jungen Protagonisten ziellos durch den Küsten-Wald stromern, ist auch das Märchen von „Hänsel und Gretel“ nicht weit.
Um den Einbruch latenten Schreckens in eine instabile private Welt filmisch in den Griff zu bekommen, benutze Fischer äußerst geschickt die Stilmittel des Horrorfilms. Ohne die Effekte allerdings über die Maßen zu strapazieren. Dabei konnte er sich auf ein exzellentes Schauspieler-Ensemble verlassen: Ludwig Trepte, Frederick Lau, Alice Dwyer und Bibiana Beglau treffen in jedem Moment den richtigen Tonfall in einer Geschichte, in der der Absturz ins Ungewisse mit schwarzem Humor abgefedert wird. Wer den Österreichischen Hang zum Makabren schätzt, sollte diesen Film nicht versäumen…
Dazu ein Gespräch mit dem Regiesseur Wolfgang Fischer:[media id=213 width=320 height=20]