USA 2011
Regie: Gavin O’Connor
Mit Thorn Hardy, Joel Edgerton, Nick Nolte, Jennifer Morrison
Veröffentlichung: 24. Februar 2012 (Universum)
Kampfsportfilme haben ein schlechtes Image. Meistens zurecht: eine dünne Story dient da als Aufhänger für mehr oder weniger brutale Prügeleien – von schlechten Schauspielern und billigen Stunts nerv tötend langweilig über die Runden gebracht. Der erste Blick auf das DVD-Cover mit zwei grimmig blickenden halbnackten Herren scheint sich „Warrior“ in diese Trash-Niederungen nahtlos einzureihen. Die beiden Hauptdarsteller Tom Hardy und Joel Edgerton kennt man vor allem als Mimen aus ruppigen B-Movies. Der Regisseur Gavin O’Conner ist eine unbekannte Größe. „Warrior“ sein Debut. Bei dem Namen Nick Nolte lohnt es sich dann schon näher hinzusehen – zumal er für seine Rolle in „Warrior“ für einen Oscar nominiert wurde. Dann stellt sich „Warrior“ bei näherem Hinsehen als Entdeckung heraus; als ein genau inszeniertes Schlaglicht auf die gesellschaftliche Wirklichkeit in den USA.
Paddy Conlon (Nick Nolte)ist überrascht, als eines Tages sein erwachsener Sohn Tommy(Joel Edgerton) vor der Tür steht. Mit Tommy war der Kontakt seit langem abgerissen, wie zu dessen älterem Bruder Brendon (Thorn Hardy). Beide als Kinder talentierte Ringer. Vaters autoritäre Art und sein Alkoholismus haben die Söhne aus dem Haus getrieben. Ihre Wege trennten sich. Während Tommy zur Armee ging, ist aus Brandon etwas Anständiges geworden.
Paddy ist ruhiger und solide geworden. Tommy quartiert sich beim Vater ein. Der fragt nicht weiter warum. Es erstaunt ihn allerdings, dass sein Sohn immer noch sportlich ziemlich aktiv zu sein scheint: Kampfsportler; man sieht es an seinem lädierten Gesicht. Tommy hat professionelle Ambitionen, weil das Geld bringt.
Während dessen hat die Bank für Brandon Conlon schlechte Nachrichten. Das schmucke Einfamilienhaus, die Zukunft der Kinder sind gefährdet. Obwohl auch seine Frau berufstätig ist, reicht das Einkommen hinten und vorne nicht, um die Kredite abzubezahlen.
Auch Brandon besinnt sich seiner Kampfsport-Erfahrungen und beteiligt sich an illegalen Martialarts-Kämpfen auf Parkplätzen und Hinterhöfen. Da wird gezockt und ist schnelles Geld zu verdienen – wenn man zu Kämpfen versteht. Das hinterlässt Spuren, die nicht zu übersehen sind, wenn man sich prügelt. Das fällt nicht nur seiner Frau, sondern auch der Schulleitung auf.
Brandon verliert seinen Arbeitsplatz. Der Absturz droht. Auf den Punkt genau recherchiert, schildert Gavin O’Connor in „Warrior“ wie sich die augenblickliche Krise auf den amerikanischen Mittelstand auswirkt; wie unter diesen Umständen ultrabrutale Sportarten bei denen fast alles erlaubt ist, zum Beispiel „Mixed Martial Arts (MMA)“, zu einem Ventil für den Frust einer immer größeren Bevölkerungsgruppe werden. Das wird von Geschäftemachern ausgebeutet und in den Medien als Spektakel präsentiert, bei dem mehrere Millionen Dollar als Siegerprämie keine Seltenheit sind. Dafür prügelt man sich schon mal bis zur Bewusstlosigkeit. Vor diesem Hintergrund erzählt „Warrior“ die Geschichte der zwei Brüder. Wobei dem Regisseur auch dabei eine genaue psychologische Differenzierung gelungen ist.
Ein nachdenklicher Film, den Universum als DVD bzw.Blu-ray-Premiere in verschiedenen Ausgaben veröffentlicht hat. Allen gemeinsam ist ein umfangreiches Packet an Extras. Unter anderem zum sportlichen Hintergrund der Story. Preis: zwischen 12 und 18 Euro.