USA 2010
Originaltitel: Wall Street – Money never sleeps
Regie: Oliver Stone
Mit Michael Douglas, Shia LaBeouf, Josh Brolin, Carey Mulligan, Eli Wallach, Susan Sarandon
Kinostart: 21. Oktober 2010 (Fox)
1987 gelang Oliver Stone mit „Wall Street“ ein großer Wurf. Zum ersten Mal wurde hier der Sumpf der international operierenden Finanzhaie in einem Spielfilm beschrieben. In der Hauptrolle brillierte Michael Douglas , der dafür mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Nachdem Regisseur Oliver Stone in letzter Zeit nur noch schwache Leistungen ablieferte – sein vorletzter Film „W“ wurde in Deutschland nur auf DVD veröffentlicht – versuchte er mit einer Fortsetzung von „Wall Street“: „Wall Street – Geld schläft nicht“ an den früheren Erfolg anzuknüpfen. Der Film hatte bei den diesjährigen Filmfestspielen von Cannes Premiere und kommt jetzt in unsere Kinos.
Sein Motto „Gier ist gut“ hat den Banker, Spekulanten und Finanzhai Gordon Gekko einst hinter Gitter gebracht: nach acht Jahren Gefängnis ist er wieder auf freiem Fuß. Die Zeiten haben sich verändert: eine neue Generation hat jetzt auf den Finanzmärkten der Welt das Sagen Ihre Methoden sind subtiler und noch skrupelloser geworden, als zu Gekkos Zeiten. Von Knast und Alter geläutert schreibt er ein Buch mit dem Titel „Ist Gier gut?“ und das wird ein Bestseller.
Auch das private Glück lässt bei Gordon Gekkos (Douglas) zu wünschen übrig. Tochter Winnie (Carey Mulligan) hat den Kontakt zu ihm abgebrochen. Sie missbilligt immer noch seinen korrupten Umgang mit dem Geld anderer Leute. Gleichwohl pflegt sie Umgang mit einem jungen Mann aus der Finanzbranche. Der heißt Jake (Shia LaBeouf) und handelt für ein seriöses New Yorker Bankhaus mit Investitionen in erneuerbaren Energien. Als 2008 die Finanzwelt in Schieflage gerät, geht es auch mit dem cleveren Jake bergab: Ein fieser Finanzhai (Josh Brolin) hat nicht nur die Bank, sondern auch dessen Besitzer (Eli Wallach) auf dem Gewissen.
Vorsichtshalber greift Jake deshalb zu Gordon Gekkos Buch und sucht anschließend beim Autor Rat. Dem schlauen Fuchs ist natürlich nicht entgangen, dass es sich bei Jake um den Lover seiner Tochter handelt. Gekko schlägt ihm deshalb einen Deal vor. Er hilft ihm aus der Erfahrung mit Rat und Tat. Jake revanchiert sich, in dem er im angeschlagenen Verhältnis zwischen Vater und Tochter vermittelt. Tochter Winnie ist davon wenig begeistert, es kommt zur Beziehungskrise.
Schließlich macht auch noch Jakes risikofreudige Mutter (Suan Sarandon) Pleite. Es besteht also Handlungsbedarf auf allen Ebenen, um das Private wie das Globale wieder ins Lot zu bringen. Mit einem Michael Douglas, der von seiner schweren Krankheit gezeichnet ist, hat Oliver Stone mehr schlecht als recht versucht, seinen Erfolgsfilm „Wall Street“ von 1987 in die Gegenwart fortzuschreiben. Oliver Stone dazu im Interview:„Der Banken-Crash 2008 hat mich auf die Idee zu diesem Film gebracht. Mich interessierten diese jungen Typen, die vor nichts zurück schrecken. Wie von ihnen ohne Rücksicht spekuliert und schließlich alle verspekuliert wurde: Die amerikanische Gesellschaft bekam den Charakter eines Spielcasinos…“
Trotz der guten Absicht verliert sich Stones Film in den privaten Kalamitäten seiner Protagonisten. Der Verschleiß von einem halben Dutzend Drehbuch-Autoren bei dem Projekt „Wall Street – Geld schläft nicht “ ist ein Hinweis darauf, die hier von Anfang an etwas nicht stimmte. Mit den mäßig talentierten Jung-Star Shia LaBeouf und Carey Mulligan in weiteren Hauptrollen dümpelt der Film unter blank polierter Oberfläche dahin, im Stil einer amerikanischen TV-Serie. Ebenso gebrechlich wie Michael Douglas, der nur noch als müder Stichwortgeber fungiert. Mag sein, das Geld nicht schläft, dieser Film jedenfalls verführt bereits nach wenigen Minuten zu tiefem Kinoschlaf…
Angesichts eines Wiedersehens mit „Wall Street“ No. 1 (auf DVD) fällt die Fallhöhe zur Fortsetzung erst recht eklatant auf. Da hat ein Filmemacher in den letzten 25 Jahren schon schwer abgebaut.