Mächtiger Andrang heute Nachmittag im „Abaton“: zur Uraufführung von Hermine Huntgeburths Mark Twain-Opus 2 „Die Abenteuer des Huck Finn“ war das Kino restlos überbucht. Hätte man sich eigentlich denken können, nach dem Überraschungserfolg von „Tom Sawyer“. Zwar pflegt man im Traditionshaus am Allendeplatz auch den Kinderfilm, aber bei dieser Gelegenheit wäre eine Platzierung im CinemaXX am Dammtor sicher sinnvoller gewesen. Immerhin war die Stimmung gut und ziemlich gemütlich – also dem Film angemessen. Bei dem sich die Regisseurin noch einmal steigerte!
Als es hieß, ein deutscher Produzent und eine deutsche Regisseurin würde mit deutschen Schauspielern „Tom Sawyer“ angehen, waren die Bedenken groß. Umso größer das Erstaunen, das die Adaption nicht nur ehrenwert, sondern ausgesprochen überzeugend ausgefallen war.
Leichter Hand, ohne dabei die Vorlage zu beschädigen, ist Hermine Huntgeburth bei „Huck Finn“ noch weiter gegangen und hat diesmal ganz entspannt, ein heutiges Publikum in den Fokus genommen. Die zeitlosen Motive des Klassikers wieder ohne argen didaktischen Impetus verständlich gemacht. Die da sind Menschenwürde, Sklaverei, aber auch Ausbeutung von Minderheiten, Armut und Reichtum; die Arroganz der Macht.
Das Ganze sehr kindgemäß ohne flach zu werden. Liebevoll im Detail inszeniert – mit wohldosiertem Humor. Natürlich lassen auch die Darsteller – von den Kindern (Leon Seidel) bis zu den Erwachsenen (Ido, Lohmeyer, Diehl, Peschel) – keine Wünsche offen. Gerade Kinder merken recht schnell, wenn die Haltung der Macher nicht stimmt und sie sich nur anbiedern. Wie schon der alte Mark Twain, hat das auch Hermine Huntgeburt vermieden. Macht Mut, die Alten und ihr Tun ganz kritisch zu betrachten und sich bloß nicht ins Bockshorn jagen zu lassen. Mehr kann ein Kinderfilm nicht leisten! Das Premierenpublikum war begeistert! Ab November gibt es „Die Abenteuer des Huck Finn“ dann auch bundesweit im Kino zu sehen.