Frankreich/Deutschland 2011
Originaltitel: Et si onvait tous ensemble?
Regie: Stéphane Roblin
Mit Guy Bedos, Daniel Brühl, Geraldine Chaplin, Jane Fonda, Pierre Richard
Kinostart: 5. April 2012
Ein Paar jenseits der 70 entdeckt, dass Sex auch im Alter Spaß macht; eine Gruppe englischer Rentner versucht in Indien der Altersdepression zu entgehen. Nach „Wolke 9“ und „The best exotic Marigold Hotel“ startet diese Woche mit „Und wenn wir alle zusammen ziehen?“ ein weiterer Film-Ausflug in die Geriatrie. Diesmal aus Frankreich und mit prominenter Besetzung. Einer der Produzenten ist Peter Rommel, der auch Dresens „Wolke 9“ auf den Weg brachte!
So kann es nicht weiter gehen: bei dem einstigen Liebling der Frauen und namhaftem Fotografen erotischer Motive, Claude (Claude Rich), hat im Alter nicht nur die Libido, sondern auch der Kreislauf nachgelassen. Mit einer schweren Herzattacke ist er zusammen gebrochen. Pikanter Weise auf den Stufen zu einem Bordell. Albert (Pierre Richard) war zwar zeitlebens ein Chaot, aber seine progressiv zunehmende Vergesslichkeit macht seiner Frau Jeanne (Jane Fonda) Sorgen.
Jeanne, die resolute emeritierte Philosophie-Professorin vernichtet die jüngsten Untersuchungsbefunde ihres Arztes, verschweigt Albert, dass sie nicht mehr lange leben wird und sucht sich heimlich einen Sarg aus.
Jean (Guy Bedos) geht seit 1968 regelmäßig auf die Barrikaden, wenn öffentlicher Protest angesagt ist. Neuerdings helfen aber nicht einmal mehr körperliche Attacken auf Polizisten, um die Ordnungsmacht zu provozieren – der alte Mann wird einfach ignoriert. Eine bittere Erfahrung für den Rentner-Sponti. Jeans Frau Annie (Geraldine Chaplin) hat sich immer körperlich und mental fit gehalten und am wenigsten Grund zur Klage. Claude, Jeanne, Albert, Annie und Jean kennen und schätzen sich, solange sie denken können. Ein vertraulicher Kreis enger Freunde. Sie wissen um die Gebrechlichkeit des Alters und das dagegen kein Kraut gewachsen ist. Ein Ende im Altersheim wäre für alle der ultimative Alptraum. Bei Claudes 75. Geburtstag kommt die zündende Idee, wie man dem entgehen könnte: Wenn wir alle zusammen ziehen…!
Die Senioren-WG konstituiert sich in der weitläufigen Villa von Annie und Jean. Natürlich klaffen schon bald zwischen Theorie und Praxis des Zusammenlebens der temperamentvollen Alten mehr oder weniger große Abgründe. Als ausgleichende Kraft engagiert Jeanne den deutschen Studenten Dirk (Daniel Brühl). Der erforscht für seine Doktorarbeit die Lebenswelten von Senioren in Europa. Der einfühlsame junge Mann macht sich als „Mädchen für Alles“ nützlich. Erfüllt geheime Wünsche, löst aber in seiner Eifrigkeit fast eine Katastrophe aus. Dabei spielt eine längst vergessene Kiste, die zur Unzeit und von falscher Hand geöffnet wird, eine wichtige Rolle.
„Und wenn wir alle zusammen ziehen?“ ist ein ungemein charmanter Film über das Kreuz mit dem Altwerden. In der Machart zwar konventionell und im Verlauf der Handlung vorhersehbar, aber das wird durch ein hinreißendes Schauspieler-Ensemble mehr als ausgeglichen. Mit Jane Fonda, Geraldine Chaplin, Claude Rich, Pierre Richard und Guy Bedos – alle inzwischen Mitte 70 – gelang Regisseur Stéphane Robelin ein Glücksgriff, beim dem nichts Schief gehen konnte. Auch Daniel Brühl macht als Dirk eine gute Figur: Selten ist Leben im Alter so facettenreich, so unterhaltsam und gleichzeitig ernsthaft auf der Leinwand beschrieben worden. Ein hübsches cineastisches Osterei!