Deutschland 2010
Regie: Damir Lukacevic
Mit BJ Britt, Regine Nehy, Hans-Michael Rehberg, Ingrid Andree, Jeanette Hain, Mehmet Kurtulus
Kinostart: 22. September 2011
Bei Science-Fiction im Kino denkt man an unwillkürlich an immensen Aufwand mit Hilfe digitaler Tricks. Das es auch mit bescheidenem Budget als Kammerspiel geht, beweist Damir Lukacevic mit „Transfer“, der unter anderem am Bodensee gedreht wurde. Bereits auf diversen internationalen Filmfestivals ausgezeichnet, ist „Transfer“ ab dieser Woche auch in den Kinos zu sehen.
Der Humantechnologiefirma „Menzana“ ist eine revolutionäre Ent-wicklung gelungen: der Persönlichkeitstransfer von einem Körper in einen anderen. Zum Beispiel von einem kranken in einen gesunden, oder einen alten in einen jungen. Die Behandlung hat natürlich ihren Preis und findet im firmeneigenen, exklusiven Sanatorium statt.
Frau Dr. Menzel (Jeanette Hain), die Leiterin des „Menzana“-Sanatoriums, berät ein wohlhabendes älteres Ehepaar – Hermann (Hans-Michael Rehberg) und Anna (Ingrid Andree). Sie sind sich noch unschlüssig, ob sie den Persönlichkeitstransfer in die makellosen Körper einer jungen Frau (Regine Nehy) aus Äthiopien und eines Malinesen (BJ Britt) wagen sollen.
Annas Gesundheitszustand hat sich rapide verschlechtert. Sie wird in den nächsten Wochen sterben. Die Aussicht, diesem Schicksal entgehen zu können, veranlasst Hermann und Anna in den Körpern von Apolain und Sarah ein neues Leben zu beginnen. Ganz so einfach wie in den Hochglanz-Prospekten von „Menzana“ beschrieben, ist die Sache dann doch nicht. Die „Gastwirte“ dürfen während vier Stunden in der Nacht wieder sie selbst sein.
So aseptisch wie die Klinik der Frau Dr. Menzel sind auch die Bilder, mit denen Damir Lukacevic seine Fabel vom Menschheitstraum einer ewigen Jugend erzählt. In „Transfer“ seziert er diesen Traum: das Gefühlsleben der beiden Paare gerät außer Kontrolle. Die Jungen finden Gefallen an der Lebenserfahrung der Alten. Die wiederum an deren Energie und sexuellen Virilität. Das ist im Prinzip nicht neu und ein in der Science-Fiction-Literatur gern benutzter Plot. Bemerkenswert ist, wie Damir Lukacevic die Charade der vier Personen inszenierte, ohne sich in der Dramaturgie zu verheddern.
„Transfer“ ist ein mustergültiges Beispiel dafür, wie man dem strapazierten Genre des Science-Fiction-Films mit Intelligenz und Stilwillen eine neue Dimension erschließen kann. Dazu gehören beiläufig ironische Zwischentöne ebenso wie diskrete Zitate aus den Klassikern des Genres: Zum Beispiel der androgyne Zerberus des genialen Erfinders im Hintergrund. Er wird von Mehmet Kurtulus gespielt. Überhaupt die Schauspieler in „Transfer“: Hans-Michael Rehberg, Ingrid Andree, Jeanette Hain und die amerikanischen Newcomer BJ Britt und Regine Nehy machen den Film sehenswert.
Regisseur Damir Lukacevic im Gespräch: [media id=227 width=320 height=20]