Zu den erfreulichen Momenten der jüngeren amerikanischen Filmgeschichte gehört die Gründung der Pixar Animation Studios. Ursprünglich ein Teil des George Lucas Konzerns, wurde daraus in den 1990er Jahren ein eigenes Markenzeichen für den ungewöhnlich kreativen Umgang mit den Möglichkeiten der modernen Computeranimation. Dafür ging das Unternehmen eine Symbiose mit dem schwächelnden Disney ein.
Den Machern um John Lassater verdanken wir Filme wie „Findet Nemo“, „Wall-E“, „Die Unglaublichen“ und „Toy Story“. Die Geschichte aus den Abgründen eines Kinderzimmers war 1995 die erste Zusammenarbeit zwischen Disney und Pixar und der erste von A bis Z digital hergestellte Film der Geschichte.
Zum Kinostart von „Toy Story 3“ hat Disney Home Entertainment Teil 1 & 2 auf DVD wieder- und auf Blu-ray neu aufgelegt. Da die drei Teile auf einander aufbauen, ist es nützlich, noch einmal „nachzusehen“ was bisher geschah. „Toy Story Teil 1“:
In Andys Kinderzimmer herrschen klare Verhältnisse: Cowboy Woody ist der Chef und hat das Sagen! Was allerdings nicht weiter schwierig ist, denn das übrige Personal lebt entweder in ständiger Angst oder verliert leicht den Überblick.
Unheil droht – Andy hat Geburtstag. Man kann davon ausgehen, dass er Spielzeug geschenkt bekommt. Damit würde das Gleichgewicht der Kräfte im Kinderzimmer beträchtlich gestört. Vor allem ein „Star“ wie Woody muss damit rechnen, in Andys Gunst nicht mehr die Nummer Eins zu sein. Es kommt schlimmer als befürchtet. Andy hat die Spielfigur eines Space-Rangers geschenkt bekommen. Die kann wesentlich mehr als Cowboy Woody. Der arrogante „Buzz Lightyear“ läßt Woody deshalb alt aussehen. Doch der geht in die Offensive.
Es ist nämlich nicht zu übersehen bzw. zu überhören, das Buzz ein Problem mit seinem Ego und der Wahrnehmung von Wirklichkeit hat. Er hält sich in Verkennung der Tatsachen selbst für einen Sternenkrieger im Einsatz gegen intergalaktische Feinde.
Das geht dem Realisten Woody auf die Nerven und er versucht den Rivalen in seine Grenzen zu verweisen. Doch damit er bei dem egomanischen Buzz wenig auszurichten. Ganz gegen seine Natur greift Woody zu einem schmutzigen Trick, bei dem ihm ein Zufall zu Hilfe kommt. Buzz fällt aus dem Fenster in Nachbars Garten, in dem der böse Sid seine Aggressionen an hilflosen Spielzeugfiguren auslässt. Da schlägt Woody Gewissen und er macht sich zu einer Rettungsmission für den Rivalen auf. Gemeinsam trotzen sie der Gefahr und werden Freunde.
Mit „Toy Story“ eröffneten John Lassater und seine Firma „Pixar dem Animationsfilm eine neue Dimension. Es handelte sich dabei nicht nur um den ersten vollkommen digital realisierten Film der Geschichte, sondern um ein Werk, das Kinder und Erwachsene gleichermaßen bedient: die putzigen Spielzeugfiguren, die eine Seele haben, erleben die Realität mit Rivalität und Anerkennung, Freundschaft und Loyalität, Angst und Verlust.
Was sich John Lasseter und sein Ko-Regisseur Andrew Stanton dabei gedacht haben, erfährt der Zuschauer im Audiokommentar auf der neuen „Toy Stroy“- Special Edition.
Die perfekte Machart in Verbindung mit einer psychologisch raffiniert durchdachten Geschichte machten aus „Toy Story“ einen Welterfolg. Inzwischen ist der Film in die Liste der besonders erhaltenswerten US-Produktionen aufgenommen worden. Das „American Film Institute“ zählt sie zu den 100 besten Filmen aller Zeiten.
Kein Wunder, dass vier Jahre nach „Toy Story“ eine Fortsetzung – „Toy Story 2“ in die Kinos kam: erstaunlicher Weise handelte es dabei nicht – wie so oft – um die schlichtere Neuauflage des ersten Teils, sondern um eine intelligente Fortschreibung:
Der Zahn der Zeit hat seine Spuren an Woody hinterlassen. Erst darf er nicht mit ins Ferienlager, dann gerät er zufällig in den Sperrmüll. Hier wird er von einem Sammler entdeckt, der Woody als wertvolle Antiquität nach Japan verkaufen will.
Woody findet sich im Kreise von Sammlerpuppen wieder. Nur als komplettes Ensemble sind sie wertvoll. Die Lage wird für Woody erschwert, als sich in ein weibliches Ensemblemitglied ein temperamentvolles Cow-Girl verliebt.
Er könnte mit ihr die Ewigkeit in einem japanischen Spielzeugmuseum verbringen. Andererseits würde er gerne zu seinen Freunden in Andys Kinderzimmer zurückkehren…
Geistreich wie in Teil 1 hat John Lasseter auch in Teil 2 der „Toy Story“ eine Grundsatzfrage im menschlichen Zusammensein familiengerecht auf einen Punkt gebracht. Egoismus kontra Gemeinschaftssinn. Wieder ohne pädagogischen Zeigefinger. Flott aber nicht hektisch führt „Toy Story 2“ zu einer salomonischen Lösung.
Auch „Toy Story 2“ ist in einer ähnlich sorgfältigen DVD-Special Edition von „Disney Home Entertainment“ erschienen: im großen Bonusteil Informatives und Amüsantes aus den Pixar-Studios.
Nicht nur zur Einstimmung auf den dritten Teil im Kino – „Toy Story 1 & 2“ auf DVD und natürlich auch auf Blu-Ray:
– im Doppelpack und Einzeln – kosten zwischen 10 und 28 Euro. Da liegt dann sogar ein Kinogutschein für Teil 3 bei.
Das Leben im Kinderzimmer gerät in „Toy Story 3 “ in eine existentille Krise: Andy ist dem Spielzeugalter entwachsen. Woody und Co. lernen die raue Wirklichkeit in einem Kindergarten kennen. Nicht nur 3D machen den Film absolut sehenswert. Hier der Trailer: