USA 2009
Regie: Oren Moverman
Mit Ben Foster, Woody Harrelson, Samantha Morton
Kinostart: 3. Juni 2010
Nach einer schweren Verletzung ist Sergeant Will Montgomery (Ben Foster) im Irak nicht mehr einsatztauglich. Die letzten drei Monate seines Militärdienstes muss er deshalb in der Heimat abzuleisten. Seine Vorgesetzten suchen und finden einen Verlegenheitsjob für Will. Eine Aufgabe, für die sich keiner freiwillig meldet: die Angehörigen, der im Krieg getöteten Soldaten zu informieren. Da die „Messenger“ immer zu zweit kommen, wird Will Captain Tony Stone (Woody Harrelson) zugeteilt, der Erfahrung mit dieser unerfreulichen Aufgabe hat. Akkurat und militärisch knapp haben die Hausbesuche abzulaufen. Keine Emotionen, kein Körperkontakt und zur Begrüßung kein „Guten Tag“, denn der Tag ist nicht gut.
Doch das ist nur eine mühsam aufrecht erhaltene Fassade, die der vorderhand eiskalte Captain nur mit der Aussicht auf ein abendliches Besäufnis aufrecht erhält. Der jüngere Will hat nach dem traumatischen Kriegseinsatz ohnehin noch nicht wieder zu sich selbst gefunden. Somnambul spult er die Floskeln des Mitleids ab, um dann doch mühsam um seine Fassung zu ringen – wenn die Frauen, Mütter und Väter von ihrer Trauer überwältigt werden.
In einer Kriegerwitwe (Samantha Morton) hat Will eine verwandte Seele gefunden; sie ist ebenso verletzt wie er selbst. Eine engere Beziehung scheitert. Immerhin fragt sie am Ende des Films nach seiner Adresse.
Das ist aber auch der einzige Hoffnungsschimmer in „The Messenger“. Der in den USA lebende israelische Regisseur Oren Movermann hat den Film auf Grund eigener Erfahrungen gedreht. Er zeigt nüchtern, dass Kriegsheimkehrer für die Gesellschaft verloren sind. In einer Schlüsselszene erzählt Will Toni davon, wie er im Irak zum Mörder wurde. Toni sagt nicht viel dazu. Schon gar nicht etwas Tröstliches. Er bricht kurz darauf in Weinkrämpfen selbst zusammen. Übrigens Oscar reife schauspielerische Leistungen von Foster und Harrelson in einem Film, der einen so schnell nicht wieder los läßt. Gerade weil er so unspektakulär inszeniert ist.
„The Messenger“ macht wie vor einiger Zeit „Im Tal von Elah“ von Paul Haggis eine neue Qualität amerikanischer Produzenten deutlich, Krieg filmisch aufzuarbeiten. Eine Beschreibung der amerikanischen Feldzüge in Afghanistan und im Irak findet nicht statt. Vielmehr werden die verheerenden Auswirkungen dieser Kriege auf die amerikanische Gesellschaft gezeigt. Dazu gehört selbst Bigelows „The Hurt Locker“. Die Regisseurin wirft auf den Krieg selbst nur einen beiläufigen Blick, während sie einem Bombenentschärfungskommando folgt. Als einer der Männer dann zumindest äußerlich unbeschädigt nach Hause kommt, ist er für den zivilen Alltag untauglich geworden. In seinem Wesen ist der Mann Will und Tony in „The Messenger“ verwandt, ebenso den Kriegsheimkehrern in „Im Tal von Elah“, die ohne mit der Wimper zu zucken, einen Kameraden abstechen, zerstückeln und die Leichenteile entsorgen. Der von Tommy Lee Jones gespielte Vater ist ein Pendant zu Steve Buscemi in „The Messanger“, der ausrastet, als ihm Will und Tony die Nachricht vom angeblichen „Heldentod“ seines Sohnes überbringen.
Wenn man davon ausgeht, dass Filme immer die Seelenlage in der Welt spiegeln, muss man sich angesichts von Filmen wie „The Messenger“ fragen, wie lange die Politiker die augenblicklichen Kriege den Menschen noch zumuten wollen.