Frankreich 2012
Regie: Luc Besson
Mit Michelle Yeoh, David Thewlis
Kinostart: 15. März 2012
Nach einer jahrzehntelangen Militärherrschaft und selbstgewählter Isolation findet in Burma zur Zeit ein zaghafter Demokratisierungs-und Öffnungsprozess statt. Ein Zeichen dafür waren die Parlamentswahlen vom vergangenen Wochenende. Sie wurden von der Opposition unter Führung der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi gewonnen und gilt als Test für die Ernsthaftigkeit der politischen Reformbestrebungen des Landes. Über das Leben der engagierten Politikerin Aung San Suu Kyi hat der bisher vor allem für Actionfilme bekannte französische Regisseur Luc Besson den Spielfilm „The Lady“ gedreht, der diese Woche in den deutschen Kinos anläuft. Die Titelrolle wird von der Malaysisch-Chinesischen Schauspielerin Michelle Yeoh verkörpert.
Aung San Suu Kyi (Michelle Yeoh) reist 1988 zu einem privaten Besuch in ihr Heimatland Burma. Ihren Lebensmittelpunkt hat sie seit langem in England; sie ist mit einem Engländer verheiratet und hat zwei Kinder. Aus den geplanten 8 Tagen wird eine Ewigkeit: Zwar weiß sie, dass in Burma ein Militärregime die Macht im Staat ausübt, aber erst vor Ort wird sie mit der brutalen Wirklichkeit konfrontiert. Suu Kyi beginnt sich politisch zu engagieren.
In kurzer Zeit gelingt es ihr die Opposition in Burma unter dem Dach der von ihr mit begründeten „Nationalen Liga für Demokratie“ zu vereinigen. Im Geiste Mahatma Gandhis lehnt sie Gewalt als Mittel des politischen Kampfes kategorisch ab.
Eine von der Militärjunta im Frühjahr 1990 halbherzig zugelassene Wahl wird von Suu Kyis „Nationalen Liga“ mit großer Mehrheit gewonnen. Das Regime machte daraufhin Jagd auf Oppositionelle im Land. Aung San Suu Kyi wird unter Hausarrest gestellt. Daran soll sich 15 Jahre nichts ändern. Auch nicht als Suu Kyi 1991 den Friedens-Nobelpreis erhält. Ihr Mann und ihre Söhne nehmen stellvertretend die Auszeichnung in Stockholm in Empfang. Suu Kyi verfolgt die Verleihungszeremonie mit der Dankesrede ihres Sohnes am Radio:
Das ist einer der stärksten Momente in Bessons „The Lady“. Bewegend. Das kann man vom gesamten Film nur bedingt sagen. Natürlich wurde alles bis ins kleinste Detail recherchiert, wie die authentischen Bilderrahmen von Suu Kyis Eltern auf dem Vertiko im Wohnzimmer, aber die Dramaturgie läßt dagegen einige Wünsche offen. Luc Besson über sein Konzept für „The Lady“:
„In erster Linie handelt es sich dabei für mich um eine Liebesgeschichte vor politischem Hintergrund. Ich wollte die ungeheure Kraft dieser Frau zeigen, mit der sie die jahrelange Repression überstanden hat. Ihre Antriebskraft war Liebe – zu ihrem Land und zu ihrer Familie. Ihre Botschaft ist Hoffnung, die auch in meinem Film zum Ausdruck kommen soll!“
Vor lauter Ehrfurcht angesichts der Bedeutung der Politikerin geriet „The Lady“ dabei gelegentlich zum hölzernen Thesenstück, bei dem die Lebensstationen der Aung San Suu Kyi gewissenhaft abgearbeitet werden. Gedreht wurde vor allem in Thailand, aber auch heimlich in Burma. Die Anstrengung, die das gekostet hat, merkt man den Film an. Ebenso das Bemühen, politisch korrekt in kein Fettnäpfchen zu treten. Die Inszenierung eines verhaltenen Biopics zählt angesichts von „The Lady“ nicht zu den Stärken des Filmemachers Luc Besson. Davon abgesehen, haben wir es aber mit solidem Nachhilfeunterricht zur Geschichte Burmas zu tun – am exemplarischen Beispiel der Biographie Aung San Suu Kyis. Also: ein ehrenwerter Film: Volkshochschule im Kino…