USA 2011
Regie: George Clooney
Mit Ryan Gosling, George Clooney, Philip Seymour Hoffman, Paul Giamatti, Marisa Tomei
Kinostart: 22. Dezember 2011
„Hüte dich vor den Iden des März!“ Vergeblich warnte der Hellseher Titus Vestricus Spurinna Julius Caesar vor dem Attentat, dem der Herrscher am 15. März des Jahres 44 zum Opfer fallen sollte. Seit dem gelten die „Iden des März“ als Tage des Verrats und das Ende politischer Kultur. „The Ides of March“ ist der Titel des neuen Films von und mit Georges Clooney. Er spielt in der Gegenwart während eines fiktiven Präsidenten-Wahlkampfs in den USA. In dem unter anderem eine Praktikantin im Team eines Kandidaten eine wichtige Rolle spielt. Parallelen zur Gegenwart sind also nicht zu übersehen.
Wahljahr in den USA: traditionell finden die Vorwahlen im März statt. Für die Demokraten treten zwei Bewerber an. Der Gewinner wird der endgültige Präsidentschaftskandidat. Gouverneur Mike Morris (George Clooney) werden die besten Chancen eingeräumt – gegenüber seinem weniger charismatischen Mitbewerber Pullmann. Daran hat Morris Medienberater Stephen Meyers (Ryan Gosling) wesentlichen Anteil: einem smarten jungen Mann, der es vorzüglich versteht, wichtige Journalisten für sich und Mike Morris einzunehmen. Stephan hat einen siebten Sinn dafür, welche Informationen welchen Medienvertretern zu gespielt werden und wann der günstigste Moment dafür ist. Zum Beispiel die einflußreiche „Time“-Kolumnistin Ida Horowicz (Marisa Tomei).
Stephen Meyers gilt nicht von ungefähr als Shooting-Star in der Polit-PR-Branche. Sein Weg nach Washington in die oberen Etagen des Weißen Hauses scheint vorgezeichnet. Von Freund und Feind wird er als Profi geschätzt und entsprechend hofiert. Kein Wunder, dass ihm der PR-Berater des Gegenkandidaten Pullmann eine Offerte macht.
Mit bitterer Ironie beschreibt George Clooney in „The ides of March“ wie der clevere Stephen erst in die Falle von Neidern tappt, um sich daraus dann mit einem hässlichen Trick zu befreien. Seiner Karriere hat er damit freilich nicht geschadet; ganz im Gegenteil. George Clooney, der auch die Rolle des Präsidentschaftskandidaten Morris spielt, sagt über Stephen Meyers Charakter:
Auf klassische Art und Weise haben wir Stephen auf eine sentimentale Reise geschickt. Dabei stellt sich heraus, dass er zwar ein Profi in seinem Job, aber als Mensch ziemlich schwach ist. Sein Idealismus nutzt sich deshalb schnell ab. Er verkauft seine Seele…
In Cloonys „Iden des März“ wird zwar niemand direkt ermordet wie in der Antike, aber im durch und durch korrupten Politsumpf der Gegenwart bleibt die Moral und die menschliche Integrität auf der Strecke. Verrat gehört zum Kalkül! So konsequent und in jedem Detail stimmig hat man das schon lange nicht mehr im Kino gesehen. Cloonys Credo: Nicht Politik verdirbt den Charakter, sondern miese Charaktere die Politik. Deshalb ist es ein Vergnügen, wie sie in diesem Film gnadenlos demontiert werden…
Den eher konventionell angelegte, vom London Symphony Orchestra eingespielte Soundtrack von Alexandre Desplat gibt es von Colosseum (LC 06083).