USA 2012
Regie: Christopher Nolan
Mit Christian Bale, Tom Hardy, Michael Caine, Gary Oldman, Anne Hathaway, Marion Cotillard, Morgan Freeman
Kinostart: 26. Juli 2012
Wieder einmal ist passiert, was nicht passieren darf! Ein Psychopath richtet ein Blutbad an. Nach Littleton, Erfurt, Winnenden oder Norwegen trifft es diesmal die Menschen in der Stadt Aurora im US-Bundesstaat Colorado. Ein junger Mann, er heißt James Holmes, erschießt zwölf Besucher einer Premieren-Vorführung des neuen Batman-Films „The dark knight rises“, 58 verletzt er schwer. Holmes begeht das Massaker im Kostüm des Batman-Gegenspielers Bane. Da liegt der Schluss nahe, der Film habe den offensichtlich geistesgestörten Amokläufer zu seiner Tat angeregt. Dem widersprechen in diesem Fall allerdings bereits die Umstände: Außer einem kurzen Werbetrailer, waren vor der Premiere von „The dark knight rises“ weder die Handlung, noch die Konstellation zwischen Batman und seinen Widersachern, noch das Ende bekannt. Das gehörte zur Werbestrategie von Regisseur Christopher Nolan und dem Warner Bros. Filmverleih. Also scheidet der Film selbst als „Anstifter“ aus. Trotzdem wird an ihm immer der Makel dessen Massenmords von Aurora haften bleiben. Morgen startet „The dark knight rises“ in den deutschen Kinos.
Das Gute geht an Krücken, das Böse braucht ein Beatmungsgerät. Das Gute verkörpert Bruce Wayne (Christian Bale), das Böse heißt Bane (Tom Hardy). Bruce Wayne hat Gotham City als der „schwarze Ritter“ Batman zu stabilen Verhältnissen verholfen. Dafür aber einen hohen Preis bezahlt. An Leib und Seele gebrochen, lebt er zurück gezogen in seinem herrschaftlichen Anwesen – um sorgt von Butler Alfred (Michael Caine). In der Öffentlichkeit beginnt der Mythos vom unbesiegbaren Batman zu verblassen…
Es gibt neuerdings Anzeichen, dass etwas nicht stimmt in Gotham City: ein Diebstahl wichtiger Unterlagen, die Entführung eines Flugzeugs, ein Klima schleichender Bedrohung breitet sich aus. Commissioner Gordon (Gary Oldman) und dem „Batman“-Vertrauten Lucius Fox (Morgan Freeman) schwant nichts Gutes, ebenso wie Diener Alfred.
Ohne öffentliches Aufsehen hat Bane – die martialische Inkarnation des Bösen – in der Kanalisation von Gotham City ein Terroristen-Netzwerk aufgebaut und von da aus klammheimlich die Finanzwelt infiltriert. Eine Nachtgestalt, die selbst zu ersticken droht. Gegen den Ratschlag seines alten Butlers Alfred lässt ich Bruce Wayne auf einen Krieg mit Bane ein. Der Schmerzensmann zwängt sich ein weiteres Mal in seine Batman-Uniform, um gegen die Achse des Bösen anzutreten.
Wie bereits in den ersten beiden Teilen seiner Batman-Trilogie – „Batman Begins“ und „The dark Knight“ – fragt der englische Ausnahmeregisseur Christopher Nolan in „The dark knight rises“ wieder nach der Wahl der Mittel, um mit dem Terror unterschiedlicher Couleur fertig zu werden:
Wie weit darf eine zivilisierte Gesellschaft bei der Spirale der Gewalt gehen? Welche Möglichkeiten bleiben, wenn der Terror keine Hemmungen mehr kennt. Wie begegnet man Attentätern, für die das fremde und das eigene Leben wertlos geworden ist? Nolans Antwort macht beklommen. Ebenso wie die Ereignisse im Kino von Aurora – ausgerechnet bei diesem Film, einem verzweifelten Appell gegen die Gewalt: die Wirklichkeit hat Batman eingeholt und zwar da wo er stattfindet. Im Kino! Verstört schreibt der Regisseur auf der Homepage zu „The dark knight rises“:
„Im Namen der Darsteller und der Crew von The Dark Knight Rises möchte ich angesichts der sinnlosen Tragödie, die der gesamten Gemeinde von Aurora widerfahren ist, mein tiefstes Bedauern aussprechen. Ich möchte nicht behaupten, etwas über die Opfer der Schüsse zu wissen, außer dass sie sich in der vergangenen Nacht versammelten, um einen Film zu sehen. Ich glaube fest daran, dass Filme eine der großen amerikanischen Kunstformen sind und die gemeinsame Erfahrung, zuzusehen, wie sich die Handlung auf der Leinwand entwickelt, eine wichtige und erfreuliche Freizeitbeschäftigung ist. Das Kino ist mein Zuhause und der Gedanke, dass jemand diesen unschuldigen und hoffnungsvollen Ort in solch einer unerträglich grausamen Weise schändet, ist verheerend für mich. Niemand könnte jemals adäquat seine Gefühle für die unschuldigen Opfer dieses verabscheuungswürdigen Verbrechens ausdrücken, aber unsere Gedanken sind bei ihnen und ihren Familien.“
Kein anderer Film der letzten Zeit hat das Dilemma im Umgang mit dem Terrorismus und der alltäglichen Gewalt derart punktgenau formuliert wie „The dark knight rises“. Im Inhalt wie in der Form – und zwar mit den Mitteln des großen Unterhaltungskinos. Es ist dem Können des Regisseurs Christopher Nolan zu verdanken, dass der humanistische Kern seiner Reflektion über Gut und Böse nicht unter die Räder der Äußerlichkeiten des Genres geraten ist. Neben Christian Bale als Bruce Wayne/Batman, der schwarze Ritter, ist es vor allem der grandiose Schauspieler Tom Hardy als Bane, der dem Film auch eine besondere darstellerische Qualität gibt. Ein Meisterwerk das – wie die gesamte Trilogie – bereits heute ein Stück Filmgeschichte ist. Ein Referenzfilm auf das gesellschaftspolitische Klima in den ersten anderthalb Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts – trotz oder gerade wegen der tragischen Ereignisse von Aurora!