USA/Großbritannien 2012
Regie: Park Chan-Wook
Mit Mia Wasikowaska, Matthew Goode, Nicole Kidman
Kinostart: 9. Mai 2013
Südkorea hat sich in den letzten Jahren zu einer der führenden Nationen des gegenwärtigen Weltkinos entwickelt. Das Ergebnis einer Ausweitung der staatlichen Filmförderung. Als einer der innovativsten Regisseure des neuen koreanischen Films machte Park Chan-Wook Furore. Vor allem sein in Cannes ausgezeichneter „Old Boy“ hat ihn auch in Europa bekannt gemacht. Jetzt präsentiert Park Chan-Wook mit „Stoker“ seinen ersten in den USA realisierten Film auch in Deutschland. Produziert von Ridley und Toni Scott spielen Mia Wasikowaska, Nicole Kidman und Matthew Goode die Hauptrollen.
Das feudale Anwesen der Stokers ist schön gelegen und lässt keine Wünsche offen. Im edlen Ambiente in Pastell leben die Damen des Hauses – Evie und ihre Tochter India. Beide hochsensible Geschöpfe und leicht irritabel. Vater Richard wird von India abgöttisch verehrt, die Mama weniger…
Just am Tag von Indias 18. Geburtstag schlägt das Schicksal zu: Richard Stoker stirbt an den Folgen eines Verkehrsunfalls. India erstarrt in völliger Lethargie, Mutter Evie ist ebenfalls nur noch bedingt ansprechbar. Da taucht Onkel Charlie auf. Über Richards jüngeren Bruder war – zumindest India – bisher kaum etwas bekannt.
Onkel Charlie verfügt nicht nur über beträchtliches Sexappeal und ein ge-winnendes Äußeres, sondern scheint der Mann für alle Lebenslagen zu sein. Deshalb stimmen Mutter und Tochter dem Angebot Charlies zu, ein paar Tagen als Seelentröster im Haus zu bleiben….
Der Familienname und der Titel des Films lautet nicht zufällig „Stoker“. Er bezieht sich auf den Namen des englischen Schriftstellers Bram Stoker, dem Erfinder von „Dracula“, dem aristokratischen Vampir, der arglose junge Mädchen erst zur Ader lässt und dann zu seinen lüsternen Ge-spielinnen macht. In Park Chan-wooks „Stoker“ trifft europäischer Gothic-Novel-Horror auf asiatischen Mystik-Horror.
Obwohl Park Chan-wook „Stoker“ in den USA, in Englisch mit amerikanischen Top-Stars wie Mia Wasikowska, Nicole Kidman und Matthew Goody gedreht hat, ist er seinem persönlichen Stil uneingeschränkt treu geblieben: mit unvergleichlicher Nonchalance lässt Park das Böse in die Welt kommen. Wie in „Old Boy“, „Durst“ oder „Lady Vengeance“ lassen die Menschen nichts unversucht, es wieder los zu werden. Dieser Machtkampf geht nicht ganz unblutig von statten. Dramaturgisch benutzt Park Chan-woog dafür aber nicht das große Schlachtermesser, sondern das feine Skalpell. Er macht seinem Ruf als subtilster Zeremonienmeister filmischer Gewalt der Gegenwart wieder alle Ehre. Gute Nerven sollte man also bei diesem Film schon ins Kino mitbringen, wenn der Besuch ein reiner Genuss werden soll….