Es gehört zum Alltag des Kino-Verbrauchers: obwohl er es sich fest vorgenommen hat, den einen oder anderen Film unbedingt sehen zu wollen, kommt es nicht dazu. In dieser schnelllebigen Zeit ist der anvisierte Film längst wieder aus dem Angebot der Filmtheater ver-schwunden. Dank DVD und Blu-Ray kein Problem, das Versäumte nachzuholen. Gerade Arthaus/Kinowelt gibt sich große Mühe, cineastische Lücken zu schließen. Zum Beispiel mit der „Collection Skandinavisches Kino!.
Roro und Mons sind Landschaftsgärtner und für die Reinlichkeit in den städtischen Parks zuständig. Nicht nur im Berufsleben erwarten sie allerhand unerfreuliche Überraschungen, sondern auch privat. Bei Mons zum Beispiel klappt der Sex nicht so wie er soll. Wer das Schwedische Kino vorzugsweise mit Ingmar Bergman gleichsetzte, wurde zur Jahrtausendwende eines besseren belehrt. „Jalla! Jalla“ von Josef Fares zeigte der Welt, dass aus Schweden auch schräge Komödien kommen können. Da ist die Sache mit Rambo: Mons sollte eigentlich nur fünf Minuten auf die Bulldogge eine Kleingangsters aufpassen, aber da kam eine Pudeldame vorbei und bringt ihn mit der Unterwelt in Kontakt.
Die verschwundene Dogge, Potenzprobleme, Freundschaft, Liebe und fremde Sitten verbinden sich in „Jalla! Jalla!“ zu einem urkomischen Multikultifilm. Wer ihn noch nicht kennt, sollte das Versäumte schleunigste nachholen….
Wo „Jalla! Jalla“ ist, darf „Populärmusik aus Vittula“ nicht fehlen: Die großartige Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers spielt in den 60ern in der Grenzregion zwischen Finnland und Schweden. Die Geschichte einer Freundschaft. Gleichzeitig der Weg in die Welt der Erwachsenen, die verlockend, erschreckend und vor allem sehr seltsam ist. Im Bonusteil ein aufschlussreiches Interview mit Regisseur Reza Bagher.
Ein international gefeierter Dirigent kehrt der großen Welt den Rücken, um in der schwedischen Provinz Kantor zu werden – was natürlich nicht schmerzfrei abgeht: „Wie im Himmel“ war 2004 der europäische Überraschungserfolg! Kay Pollak verband hier auf erstaunlich unverkrampfte Weise das ernste Thema Trauerarbeit mit heiteren Zwischentönen…
Wer es gern gruselig hat, sollte zu „So finster ist die Nacht“ von Thomas Alfredson greifen. Vor allem, wenn ihm die „Twighlight“-Geschichten zu blutleer sind. In dieser schwedischen Produktion aus dem Jahr 2008 benutzte der Regisseur den Vampir-Mythos für eine gruselige Liebesgeschichte. Diesmal ist sie der Vampir, der versorgt sein will.
Auf der DVD verrät der Regisseur von „So finster die Nacht“ im Bonusteil, was er von Vampiren hält und wie es ihm gelungen ist, in dem strapazierten Genre einen originellen Film zustande zu bringen.
In einer anderen Spielart des Horrorfilms war 1994 der dänische Regisseur Ole Bornedal mit „Nightwatch“ unterwegs. Ein harmloser Ferienjob in der Pathologie eines Krankenhauses wird für einen Studenten zum Alptraum. Der gekonnt mit allen Spielarten eines Thrillers jonglierende Film war ein internationaler Erfolg. Mit Starbesetzung durfte Bornedal daraufhin in Amerika seinen Film noch einmal drehen. Da ihm der zweite Aufguss nicht sonderlich gelungen ist, sollte dem Original der Vorzug gegeben werden. Auch auf dieser DVD gibt es einen Audiokommentar.
Mit Entsetzen drastisch Scherz trieb Lasse Spang Olsen 1999 in seinem Film „In China essen sie Hunde“. Dabei sind Anleihen bei David Lynch, Abel Ferara und vor allem Quentin Tarrantino nicht zu übersehen. Arvid, ein schlichter Banker entdeckt den Killer in sich. Sein Gangsterbruder hilft ihm dabei. Böse Rocker haben sich an Arvid vergriffen – jetzt wehrt er sich…
Ein spezieller Film für Leute mit Sinn für ganz speziellen Humor. Humor gehört nicht zu den Charaktereigenschaften des derzeit berühmtesten dänischen Regisseurs: Lars von Trier. In der Arthaus Collection „Skandinavisches Kino“ ist sein vorletzter Film „Antichrist“ einmal mehr ediert worden – nach dem es ihn inzwischen sogar auf Blu-Ray gibt.
Der Unfalltod ihres kleines Sohnes hat ein Ehepaar derart traumatisiert, das sie sich gegenseitig Schreckliches antun. Eine rigorose Reflektion über Schuld und Sühne. Lars von Trier kennt bei „Antichrist“ keine Gnade. Im Audiokommentar erläutert er, warum das so sein muss. Ein Film, an dem sich die Geister scheiden…
Der Geburtstag des Familienpatriarchen wird zur Abrechnung – ein Blick in den Abgrund mit sexuellem Missbrauch, Selbstmord, Korruption. „Das Fest“ von Thomas Viterberg war 1998 einer der Filme, die das von Lars von Trier maßgeblich initiierte „Dogma 95“ in die Tat umzusetzen versuchten. An der Kamera – wie bei „Antichrist“ Anthony Dod Mantle. Heute ist „Das Fest“ bereits Filmgeschichte. Dazu bietet die DVD reichlich Hintergrund-Material.
Tod und Trauer bestimmen auch die Protagonisten – einen Pastor und einen Hotelmanager – in „Italienisch für Anfänger“ von Lone Scherfig, der 2000 ebenfalls nach dem „Dogma“-Prinzip gedreht wurde. Immer hin gibt es am Ende einen kleinen Hoffnungsschimmer: alle fahren gemeinsam nach Venedig. Es ist also noch nicht alles verloren…
Um Einsamkeit geht es in der Tragikomödie des Norwegischen Regisseurs Bent Hamer „Kitchen Stories“: vor dem realen Hintergrund des Schwedischen „Forschungsinstituts für Heim und Haushalt“ soll ein fiktiver Marktforscher in den 1950er Jahren die Lebensverhältnisse norwegischer Junggesellen dokumentieren. Das Ergebnis ist ein warmherziger Film über Menschlichkeit jenseits der Statistik. Die Arthaus Collection Skandinavisches Kino bietet einen sachkundig zusammen gestellten Überblick zu eine der interes-santesten Filmregionen Europas der letzten 20 Jahre. Die Gesamt-edition kostet 87.99€. Die einzelnen Filme sind in unterschiedlichen Editionen erschienen. Die Preise liegen jeweils zwischen 10 und 15€.