200 musikalische Raritäten aus den 1920ern neu aufgelegt
Manchmal lohnt es sich bei Dussmanns in Berlin ziellos doch die Regale zu streifen: der Jäger und Sammler findet da mitunter Ungewöhnliches. So ein Kartönchen mit 10 CD, a 20 Titel aus einem musikalischen Bereich, den die Nazi-Saubermänner nach 1933 unwiederbringlich zerstört haben. Kabarett originell, witzig, mit der Lust am zweideutig Eindeutigem…
Großartige, völlig vergessene Interpreten wie Leo Moll („Du dummer kleiner Korporal“), Luigi Bernauer („Geh‘ Bubi“) oder Harry Steier („Der Soldat hat einen Säbel“) oder Willi Rosen („Das find ich reizend von Lulu“) singen Chansons voll inhaltlicher und sprachlicher Raffinesse, wie es sie heute nicht mehr gibt: pikant elegant! Eine Entdeckung: Ernst Busch mit der bitterbösen Farce „Der Marsch ins Dritte Reich“ von Brecht/Eisler. Hinreißend der große Siegfried Arno und „Ach Otto, Otto“.Dazwischen natürlich auch Titel, die den Kahlschlag überdauert haben: „Der kleine grüne Kaktus“ der Comedian Harmonists, Paul O’Montis „Mein Bruder macht beim Tonfilm die Geräusche“ oder Max Hansen mit „War’n Sie schon mal in mich verliebt?“. Dazu Claire Walldorf, Marlene Dietrich, Curt Bois, Leo Monoson, Hans Grünhut uva.
Ein Schatz also für rund zehn Euro. Erschienen bei „Intense Media“ in vorwiegend bester digitaler Qualität – leider ohne Angaben zu den Interpreten, dem Aufnahmejahr und den historischen Zusammenhängen. Aber das kann man bei dem Preis wohl auch nicht verlangen…