Der Himmel so weit und so blau, die Berge hoch und die Höhen in frischem Grün: so lieben die Schweizer ihre Schweiz! Besonders im Kino. Das hat sich im vergangenen Jahr wieder gezeigt bei „Schellen-Ursli“. Die Verfilmung des gleichnamigen Bilderbuch-Longsellers von Selina Chönz und Alois Carigiet aus den 1940er Jahren. Die Realverfilmung von Xavier Koller war der Hit der Saison. Jetzt ist der Kinderfilm auch in Deutschland zu sehen.
Vor allem Anderen ist festzustellen, dass der Film durch eine schauderhafte Synchronisation um den letzten Rest seines Unterengadiner Charmes gebracht wurde. Da hilft es auch nichts, dass neuerdings die Synchronbranche eine Image-Kampagne lanciert. Bei „Schellen-Ursli“ legt sich das Hochdeutsch wie Mehltau auf die allzu grünen bzw. verschneiten Matten. Ganzjährig ist näml der aufgeweckte Knabe Ursli zwischen Berg und Tal unterwegs. Er geht den arbeitsamen Eltern – Bergbauern – gar fleißig zur Hand und ist überdies mit viel Fantasie begabt. Kein Wunder also, dass er in der gleichaltrigen Sereina eine treue Freundin findet.
Aber dann gibt es in dem kleinen Dorf noch einen hinterlistigen Kaufmann mit seinem verwöhnten Sohn Roman, einem absolut widerlichen Bengel, der es auf Urslis Zicklein Zila abgesehen hat. Weil der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, lernen wir, der Alte hat zwar viel Geld, ist aber ein schlechter Mensch, der es mit „Mein“ und „Dein“ nicht so genau nimmt. Ursli und Seraina werden ihn schließlich überführen. Die Moral von der Geschichte: Geld verdirbt den Charakter, Lügen haben kurze Beine und der Ehrliche wird am Schluss belohnt. Dann ist die Welt im Unterengadin wieder in Ordnung.
Xavier Koller, der vor langer Zeit einmal einen „Oscar“ (für „Reise der Hoffnung“) bekommen hat, richtet seinen Film mit einer gehörigen Portion Naivität und Fantasy-Einsprengseln an. Nach dem Motto, wer nett zu Tieren ist, dem hilft sogar ein Wolf aus der Patsche. Alles ziemlich bunt und putzig, dabei aber so gemächlich wie eine in die Jahre gekommene Seilbahn. Ein Film für Kinder von Eltern, die gerne Wandern, sich konsequent alternativ ernähren und Johanna Spyri auf dem Nachttisch liegen haben.